Mobbing, Aggression und Beleidigungen – damit haben Lehrer in Baden-Württemberg wie in anderen Bundesländern offensichtlich immer häufiger zu tun. Täter sind nicht nur Schüler.
Stuttgart (dpa) – Die Gewalt gegen Lehrer in Baden-Württemberg hat nach Einschätzung von Fachleuten zugenommen. Lehrer erlebten sehr häufig psychische Gewalt, Beleidigungen und Aggressionen, sagte das Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, Michael Hirn, kürzlich im Kultusausschuss des Landtags in Stuttgart. «Jeder Praktiker wird bestätigen, dass sich das verstärkt hat in den letzten Jahren.» Hirn mahnte eine bessere Ausstattung von Schulen an – etwa mit Sozialarbeitern.
Der Ärztliche Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uniklinik in Freiburg, Claas Lahmann, sagte, Gewalt gehe nicht nur von Schülern aus. Zunehmend gebe es auch Lehrer als Patienten in der Klinik, die auch verbale Gewalt durch Eltern erlebt haben, beispielsweise im Rahmen von Elternabenden. Und auch Vorgesetzte und Kollegen könnten Quelle von Gewalt sein.
Hemmschwelle gesunken
Der Vize-Vorsitzende des Verbandes VBE, Oliver Hintzen, sagte, die Hemmschwelle für persönliche Beleidigungen und Diffamierungen sei gesunken. Auch Mobbing im Internet werde ein immer größeres Problem. Hintzen forderte das Land als Dienstherr der Lehrer auf, klar gegen Gewalt einzutreten.
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) beteuert: «Übergriffe auf Lehrkräfte nehmen wir ernst, denn jeder Fall ist einer zu viel.» Entscheidend sei, dass den betroffenen Lehrern Hilfe angeboten werde. Dies sei Aufgabe der Schulleitungen, der Schulaufsicht und gegebenenfalls auch von Polizei und Justiz. Die Schulleitungen sollten Gewaltvorfälle an die Schulaufsicht melden.
Politik in der Pflicht
Das Vorstandsmitglied des Elternbeirats, Petra Rietzler, führte Gewalt an den Schulen auch darauf zurück, dass die Schulen seit Jahren im Dauerstress seien. Sie seien damit beschäftigt, den Mangel zu verwalten und Strukturänderungen zu bewältigen. Das müsse die Regierung ändern, fordert sie. Eltern sorgten sich um die Zukunft ihrer Kinder.
Bereits vor einem Jahr, im Mai 2018 hatte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) eine Forsa-Umfrage veröffentlicht, wonach 45 Prozent der Rektoren im Südwesten berichteten, dass Lehrer an ihrer Schule beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt worden seien.
Symbolfoto: Patrick Pleul / dpa
03.06.19 wel