Handeloh (dpa). Therapeuten auf Droge: Nach dem gefährlichen Massenrausch bei einem Heilpraktikerseminar im niedersächsischen Handeloh konzentrieren sich die Ermittlungen wegen Drogenmissbrauchs auf die beiden Organisatoren und zwei Helfer. Gegen die übrigen 25 Teilnehmer seien die Ermittlungsverfahren eingestellt worden, gaben Polizei und Staatsanwaltschaft Stade bekannt. Diese hätten die Droge nur zum sofortigen Konsum entgegengenommen, was nicht strafbar sei. In zwei sichergestellten Kapseln sei die verbotene Psychodroge 2C-E nachgewiesen worden. Bei Wohnungsdurchsuchungen im Landkreis Harburg und im Raum Aachen sei weiteres Beweismaterial sichergestellt worden.
Mehr als 160 Rettungskräfte waren bei dem Vorfall Anfang September im Einsatz. Die Teilnehmer des Seminars wurden mit Wahnvorstellungen, Krämpfen, Luftnot und Herzrasen in verschiedene Krankenhäuser der Region gebracht (e110 berichetete).
Verbindungen zu einer Sekte?
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur handelt es sich bei den Organisatoren um eine Heilpraktikerin und einen Psychologen aus dem Raum Aachen. Der Psychologe soll nach Medienberichten ein enger Vertrauter des Schweizer Therapeuten Samuel Widmer sein. Widmers «Kirschblütengemeinschaft» wird von der Evangelischen Kirche als «problematisch» eingestuft, Kritiker nennen sie eine Sekte. Mehrere Zeitungen in der Schweiz und Deutschland spekulierten über einen möglichen Zusammenhang mit der von Widmer ebenfalls praktizierten Psycholyse, bei der mit Hilfe von Drogen eine Art Bewusstseinserweiterung erreicht werden soll.
Eine Sprecherin der Kirschblütengemeinschaft war kurzfristig nicht erreichbar. Auf der Internetseite der Gemeinschaft wird in Zusammenhang mit der Berichterstattung über Handeloh von einem «Rufmord»-Risiko gesprochen. «Obwohl uns noch gar nicht bekannt ist, wer die betroffenen Personen in Handeloh sind, wird ein Schüler von Samuel Widmer darunter vermutet», heißt es dort. «Zu einem möglichen Sektenhintergrund und Verbindungen zu einem Schweizer Guru möchten wir uns nicht äußern», erklärte Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas in Stade. «Das ist nicht Gegenstand der Ermittlungen.»
30.09.2015 Ta