Wörth/Mainz (dpa/lrs/pol). 300 Kilo Kokain mit einem geschätzten Straßenverkaufswert bis zu 90 Millionen Euro sind im südpfälzischen Wörth am Rhein entdeckt worden. Mitarbeiter eines Logistikunternehmens fanden die Drogen, als sie einen mit Motorteilen beladenen Seefrachtcontainer aus Brasilien entluden. Es sei der größte Kokainfund in Rheinland-Pfalz der vergangenen 20 Jahre, erklärte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes (LKA).
Das auf neun Sporttaschen verteilte Rauschgift wurde nach Einschätzung der Ermittler vermutlich bereits in Brasilien in den Container geschmuggelt, der per Schiff via Antwerpen nach Wörth kam. «Vermutlich ist es den Tätern nicht gelungen, das Kokain im Hafen von Antwerpen zu bergen, bevor der Container weiter nach Wörth transportiert wurde», erläuterte das LKA.
Komplizen in den Häfen helfen den Schmugglern
Das Rauschgift war in 283 Paketen verpackt, die jeweils etwas mehr als ein Kilogramm wogen und auf neun Sporttaschen verteilt waren. Wenn es grammweise auf dem illegalen Markt verkauft worden wäre, hätten sich damit nach Angaben der Sprecherin bis zu 22,5 Millionen Euro erlösen lassen. «Wenn man davon ausgeht, dass es zweimal gestreckt und dann verkauft worden wäre, wäre sogar ein Umsatz bis zu 90 Millionen Euro möglich gewesen.»
Kokain werde meist auf dem Seeweg von Südamerika nach Europa geschmuggelt, berichtet der Vize-Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Michael Böhl. «Wir wissen, dass Kokain im Tonnenbereich nach Europa kommt.» Die Täter hätten Kontaktleute in den Häfen, die bereits verplombte Container wieder öffneten, damit die Drogen dort versteckt werden könnten. In Europa – meist in Rotterdam und Antwerpen – nehme ein Mittelsmann diese dann unbemerkt heraus. Manchmal klappe das nicht, schließlich handele es sich ja auch um «Riesenhäfen». Die Täter in Südamerika rechneten aber damit – die tatsächlich geschmuggelte Menge sei deshalb vermutlich wesentlich größer.
Beliebtes Versteck: Bananenkisten
Insgesamt wurden in Deutschland laut BKA und Bundesdrogenbeauftragter im vergangenen Jahr 1,568 Tonnen Kokain beschlagnahmt, 20 Prozent mehr als 2013 (1,315 Tonnen). Die größten Einzelmengen kamen in Containern aus Kolumbien, Panama und Brasilien. Gerne schmuggeln die Täter die Drogen in Lebensmittelkisten nach Europa. Seit 2010 hätten Fahnder in 27 Fällen Kokain zwischen Bananen und anderen Südfrüchten entdeckt – insgesamt 2.542 Kilo, berichtete der «Spiegel» im August über eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen. Im saarländischen Völklingen fanden im März Mitarbeiter eines Obst- und Gemüsemarkts in Bananenkisten mehr als 300 Kilo Kokain – die größte bisher im Saarland entdeckte Menge.
Foto: Zollfahndungsamt Frankfurt
30.09.2015 Ta