Erfurt/Gerstungen (dpa). Ermittler haben wegen des Verdachts illegaler Abfallentsorgung Büro- und Geschäftsräume des Düngemittel- und Salzproduzenten K+S durchsucht. Neben der Zentrale in Kassel waren Büros im osthessischen Philippsthal und im thüringischen Unterbreizbach sowie zwei Privathäuser betroffen, wie das Thüringer Landeskriminalamt (LKA) in Erfurt berichtet. Die Ermittlungen richten sich gegen 15 Verantwortliche von K+S sowie zwei Mitarbeiter des Thüringer Landesbergamtes. Es gehe darum, dass das Unternehmen Salzabwasser in der Gerstunger Mulde in den Erdboden gepumpt haben soll.
K+S mit Sitz in Kassel und mehr als 4.000 Mitarbeitern ist der größte Arbeitgeber im Grenzgebiet von Hessen und Thüringen. Der Konzern teilte mit, er kooperiere in vollem Umfang mit den Behörden. Zu den laufenden Ermittlungen wollte sich Unternehmenssprecher Michael Wudonig jedoch nicht äußern. Die Beamten nahmen laut LKA Akten und elektronische Daten in Verwahrung. Aufgrund der Vielzahl an Unterlagen werden die Durchsuchungen heute fortgesetzt.
Zehnmal so salzig wie Meerwasser
Insgesamt soll der Konzern nach LKA-Angaben von 1999 bis 2007 bei der Kaligewinnung 9,5 Millionen Kubikmeter Abfall in den sogenannten Plattendolomit der Gerstunger Mulde versenkt haben. Die Genehmigung dafür erteilte das Landesbergamt, obwohl aus Sicht der Ermittler die wasserrechtlichen Voraussetzungen dafür nicht gegeben waren.
Aufgrund der geologischen Beschaffenheit habe von vornherein damit gerechnet werden müssen, dass sich die versenkte Salzlauge unkontrolliert ausbreite. Der Mineralgehalt der versenkten Kalilauge sei etwa zehnmal höher als Meereswasser gewesen und stelle damit eine Gefahr für das Grundwasser dar.
Trinkwasserversorgung in Gefahr
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Meiningen und die Durchsuchungen gehen auf eine Strafanzeige der thüringischen Gemeinde Gerstungen von 2008 zurück. Seither laufe ein umfangreiches Verfahren, dessen Ende derzeit noch nicht absehbar sei. Der Gerstunger Bürgermeister Werner Hartung teilte mit, die generelle Versenkung von Kalilauge schädige nicht nur das natürliche Grundwasser, sondern gefährde auch die Trinkwasserversorgung.
Der Dax-Konzern K+S steht derzeit im Übernahmekampf mit dem kanadischen Konkurrenten Potash. Potash bot zuletzt 41 Euro je Aktie. Die Kasseler haben dies als zu niedrig abgelehnt.
10.09.2015 Ta