Tröglitz (dpa). Wochenlang machten Rechtsextreme in Tröglitz Stimmung gegen die Aufnahme von Asylbewerbern – nun haben Unbekannte das geplante Flüchtlingsheim angezündet. «Es ist definitiv besonders schwere Brandstiftung», sagte Staatsanwalt Jörg Wilkmann heute in Halle. Es handle sich um eine gemeingefährliche Straftat schlimmster Art. Ob Fremdenhass das Motiv war, ist unklar. Die Ermittler halten einen politischen Hintergrund aber für naheliegend. Landes- und Bundespolitiker äußerten sich bestürzt über den Brandanschlag.
In der vergangenen Nacht brachen waren Unbekannte in das Haus ein und legten dort Feuer, wie die Polizei meldet. «Dabei wurde mit großer Wahrscheinlichkeit auch Brandbeschleuniger verwendet.» Der ausgebaute Dachstuhl wurde durch das Feuer zerstört. Er ist völlig verkohlt, die Fenster sind zersprungen. 40 Flüchtlinge hätten im Mai dort vorerst ein Zuhause finden sollen.
Tröglitz, ein kleiner Ort im Süden Sachsen-Anhalts, ist bundesweit in den Schlagzeilen, seit der ehrenamtliche Bürgermeister Markus Nierth (parteilos) Anfang März wegen rechtsextremer Anfeindungen seinen Rücktritt erklärte. Er sah keinen anderen Ausweg mehr, als eine asylfeindliche Demonstration direkt vor seinem Haus genehmigt wurde. Der Fall entfachte eine Debatte über besseren Schutz für Lokalpolitiker.
04.04.2015 Ta