Mainz (dpa/lrs/pol). Sie kommen bunt, poppig und flippig daher, versprechen Entspannung, Spaß oder sexuelle Stimulation. Und meist sind sie angeblich auch legal. «Legal Highs» werden für junge Menschen in Deutschland immer attraktiver. Durch ihre vermeintliche Legalität werden sie geschickt vermarktet. Es entsteht der Eindruck, dass diese Produkte keine gesundheitsschädlichen Stoffe enthalten. Dabei handelt es sich bei den als Kräutermischungen, Badesalze oder Raumlufterfrischer vermarkteten und häufig über das Internet verkauften Substanzen ganz und gar nicht um harmlose Kräuter.
Das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt warnt deshalb vor den Gesundheitsgefahren. Die Folgen der sogenannten Legal Highs seien unberechenbar, Konsumenten setzten ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben aufs Spiel, erklärt die Behörde in Mainz. Peter Pezold, leitender Kriminalbeamter in Nürnberg, stößt ins gleiche Horn: Es zu schnupfen, zu inhalieren oder zu rauchen, komme wegen der ungeklärten Zusammensetzung dem «Russisch Roulette» gleich.
Niemand weiß, worauf er sich einlässt
Die körperlichen Wirkungen des Konsums der synthetisch hergestellten Varianten von Cannabis und Amphetaminen reichen nach Auskunft des Göppinger Psychiaters Leo Hermle bis hin zu Schlaganfall und Herzinfarkt. Auch psychische Veränderungen seien die Folge, darunter länger andauernde Psychosen. Der Konsum mache körperlich und psychisch abhängig.
Das Gefährliche an den Drogen sei, dass weder Konsument noch Dealer – häufig Internetshops – über deren genaue Zusammensetzung Bescheid wüssten. «Hinter den harmlosen Namen verbergen sich unberechenbare psychoaktive Drogen. Da riskiert man Kopf und Kragen», warnt Hermle.
Bereits 20 Todesfälle
Im Raum Trier wurden im vergangenen Herbst mehrere junge Leute ins Krankenhaus eingeliefert, bei denen es nach dem Konsum solcher „Legal Highs“ teilweise zu schweren, mitunter lebensgefährlichen Vergiftungeserscheinungen mit Folgen wie Kreislaufversagen, Ohnmacht, Psychosen, Wahnvorstellungen, Muskelzerfall bis hin zu drohendem Nierenversagen gekommen war.
Im Südwesten ist es zwischen 2011 und Anfang 2014 zu neun Todesfällen wegen «Legal Highs» gekommen. Im Jahr 2011 sorgte der Fall eines 17-jährigen Freiburgers für Schlagzeilen. Nach dem Konsum einer «Kräutermischung» war er vom obersten Stock eines Parkhauses in den Tod gestürzt. In Rheinland-Pfalz mussten in den vergangenen zwei Jahren schon 89 Menschen nach dem Konsum ärztlich behandelt werden. Nach Informationen des Bundesgesundheitsministeriums starben seit 2010 bundesweit 20 Menschen nach Konsum der Substanzen.
15.01.2015 Ta