Ein handgeschriebener Zettel an der Haustür einer alten Dame: «Ich möchte Ihnen helfen.» Die alte Frau ist alleinstehend, die Kinder leben in einer anderen Stadt. Der Mann, der den Zettel an die Tür geklebt hat, ist nett, kümmert sich, erledigt Einkäufe, hilft im Haushalt. Die Seniorin vertraut dem eigentlich fremden Mann. Irgendwann hält er der Frau ein Dokument unter die Nase: Mit einer Vorsorgevollmacht könne er sich noch viel besser um sie kümmern – in dem Moment schnappt die Falle zu.
Immer häufiger nutzen Betrüger die Hilflosigkeit alter Menschen aus. Sie drängen sich als Pflegekraft, Postbote oder neue Nachbarin in das Leben der Senioren. Sie isolieren sie von ihren Angehörigen, machen sie abhängig – und lassen sich schließlich eine Vorsorgevollmacht ausstellen. Die gibt den Missbrauchstätern volle Gewalt über das Vermögen und alle anderen Lebensentscheidungen der alten Menschen. Nicht selten werden diese finanziell ausgenommen und am Ende mittellos und verwahrlost zurückgelassen. Im schlimmsten Fall werden die Opfer ins Ausland verfrachtet, wo sie frühzeitig zu Tode kommen.
Zu Gast im Aufnahmestudio bei Rudi Cerne und Nicola Haenisch-Korus: Kriminalhauptkommissarin Annett Mau. Sie arbeitet im LKA Berlin in einem spezialisierten Kommissariat, das sich unter anderem mit dem Missbrauch von Vorsorgevollmachten befasst. Warum es so schwer ist, die Täter strafrechtlich zu belangen und welche Maßnahmen sie von der Politik fordert, das erzählt die Ermittlerin in Folge 63 des XY-Podcasts.
Außerdem im Interview: Dr. Dietmar Kurze, Fachanwalt für Erbrecht und Vorsorgerecht.
Symbolfoto: Sabine van Erp / Pixabay
04.12.24 wel