Ein 86-Jähriger wird im eigenen Zuhause überfallen. Die Täter fesseln ihn und setzen ihn unter die laufende Dusche. Die Methode erinnert an Folter-Praktiken.
Ein wohlhabender ehemaliger Unternehmer aus Hamburg-Duvenstedt ist bekannt für seine spendable und großzügige Ader. Der 86-Jährige hat auch immer größere Summen Bargeld in seinem Haus. Außerdem sammelt der Rentner antike Uhren, die er ebenfalls zu Hause aufbewahrt. Er lebt allein – allerdings beschäftigt er eine Haushaltshilfe, zu der er ein freundschaftliches Verhältnis pflegt.
Unter der Dusche Tresorcode verraten
Am 5. Juli 2023 gegen 9 Uhr klingelt es an der Haustür des Witwers. Davor steht ein unbekannter Mann, der den 86-Jährigen in ein Gespräch verwickelt und ihn dann in den Hausflur drängt. Als sich der Rentner wehrt, kommt es zum Gerangel.
Der Fremde und ein hinzukommender Komplize schaffen es schließlich, den Senior ins Badezimmer zu schleppen und ihn dort an einen Stuhl zu fesseln. Sie fordern die Herausgabe des Tresor-Codes und stellen ihr hilfloses Opfer unter die laufende Dusche. Aus Angst zu ertrinken, verrät der Rentner ihnen die Zahlenkombination.
Insiderwissen?
Unklar ist bis heute, woher die Täter wussten, dass im Tresor hohe Bargeldsummen lagen. Der Mann hatte einige Tage zuvor 200.000 Euro bei der Bank abgehoben. Zwei Stunden halten sich die Männer im Haus auf. Sie räumen den Tresor leer und durchsuchen weitere Räume. Dabei scheinen sie zu wissen, dass sich die Suche im Obergeschoss nicht lohnt. Die Räume dort werden von dem Rentner kaum genutzt. Während die Männer auf Beutesuche sind, muss das Opfer unter der laufenden Dusche ausharren – eine Tortur für den 86-Jährigen.
Die Polizei geht davon aus, dass mindestens ein dritter Täter involviert ist. Denn die Wohngegend des Opfers ohne Auto zu erreichen, wäre nach Einschätzung der Ermittler äußerst auffällig und riskant. Zudem telefonieren die Täter während des Überfalls immer wieder mit jemandem, der ihnen Anweisungen gibt.
Fluchtauto in Brand gesteckt
Erst gegen 11 Uhr schalten die Männer das Wasser ab, schließen das Opfer im Badezimmer ein und flüchten mit dem Auto des Rentners. Der 86-Jährige kann sich kurz nach der Flucht der Täter selbst befreien und Hilfe rufen. Im Nachhinein erinnert er sich nur noch bruchstückhaft an die Tat.
Zwei Tage später, in der Nacht zum 7. Juli 2023, wird der Wagen des ehemaligen Unternehmers brennend in einem Waldstück nahe Warder aufgefunden. Der Fundort liegt rund 75 Kilometer vom Haus des Rentners entfernt.
Täterbeschreibungen:
Die gesuchten Männer hatten eine normale bis schlanke Statur, kurze, dunkle Haare und trugen dunkle Kleidung. Sie könnten regionale Bezüge nach Hamburg-Duvenstedt haben.
Verschwundene Gegenstände:
- 10 Goldmünzen „1 Oz Britannia Charles“ im Gesamtwert von etwa 25.000 Euro;
- goldene Schweizer Taschenuhr mit Repetierwerk, „Quarter Repeater“, vermutlich aus dem Jahr 1770, Hersteller: L&B London, ursprünglicher Preis: 7.500 Pfund;
- frühe deutsche Wecker-Taschenuhr um 1670, signiert von Christoph Schoner, Augusta (Augsburg), ursprünglicher Kaufpreis: 6.300 Pfund.
- über 30 weitere, antike Uhren: Sammlerstücke, teilweise aus dem 18./19. Jahrhundert, überwiegend aus Großbritannien.
Fluchtfahrzeug:
Die Täter flohen mit einem dunkelblauen Audi A6, Limousine, Baujahr 2011, Kennzeichen: SE–ME 568.
Fragen nach Zeugen:
- Wer hat auffällige Beobachtungen im Bereich des Tatorts gemacht?
- Wer hat das gestohlene Auto zwischen dem 5. Juli und dem 7. Juli 2023 gesehen?
- Wer kann Angaben zu den entwendeten Uhren und Goldmünzen machen? Wurden sie irgendwo zum Verkauf angeboten?
Belohnung: Für Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, ist von privater Seite eine Belohnung von 20.000 Euro ausgesetzt.
Zuständig LKA Hamburg, Telefon: 040 / 42 86 50