Lüneburg (dpa). Mit gezielten Schüssen auf Angehörige einer Familie ist in Lüneburg eine seit mindestens vier Jahren schwelende Fehde eskaliert. Vor dem Klinikum der niedersächsischen Stadt wurden am Samstag nach Polizeiangaben drei Männer eines Familienclans angeschossen und schwer verletzt. «Sie sind Opfer eines gezielten Anschlags geworden», sagt Einsatzleiter Steffen Grimme. Der Grund für die Fehde sei nicht bekannt.
Spurenermittler finden mindestens fünf Patronenhülsen vor dem Klinikum. Einer von mutmaßlich zwei Tätern ist vorläufig festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft prüft einen Haftbefehl gegen den 31-Jährigen. Nach einem 33 Jahre alten Mann wird noch gefahndet.
Der Streit ist nicht neu, aber das Ausmaß der Gewalt überrascht
Von der Brutalität des jahrelangen Streits zwischen den verfeindeten Familien wird die Polizei überrascht. «Das war nicht vorhersehbar», sagt Einsatzleiter Steffen Grimme vor Journalisten. Denn die Clans, deren Angehörige auch in anderen niedersächsischen Städten und in Hamburg wohnen, sind der Polizei mindestens seit 2010 bekannt. Eine inzwischen aufgelöste Sonderkommission beobachtete sie. Immer wieder gab und gibt es Gespräche mit den Familien. Worum genau es damals ging, bleibt unklar.
Am Freitag kommt es zu Auseinandersetzungen. In einem Fitnessstudio in Lüneburg gehen Mitglieder beider Familien mit Messern und zerschlagenen Bierflaschen aufeinander los. Sogar eine Hantelbank wird aus ihrer Verankerung gerissen und fliegt durch den Raum. Von den dabei zwei verletzten Männern ist gestern noch einer im Krankenhaus.
Wie kann die Spirale der Gewalt gestoppt werden?
Sieben seiner Angehörigen besuchen ihn am Samstag. Als sie aus dem Krankenhaus kommen, habe ein Auto auf der anderen Straßenseite gestanden, erzählt ein Angehöriger. «Die Insassen sind ausgestiegen und kamen auf uns zu», sagt er. Drei Männer werden von Schüssen in Oberschenkel und Hüfte schwer verletzt. Zum Hintergrund des Streits sagen die Angehörigen nichts.
Den Grund kennt auch Einsatzleiter Grimme nicht. «Die Familien reden nicht.» Aber der Konflikt wird sich aus seiner Sicht fortsetzen. «Wir wissen aktuell nicht, was man machen kann. Die Polizei versucht, langfristig zum Ende zu kommen», sagt Grimme. Hinweise auf Drogenhandel gebe es aber nicht. Vorerst schützen die Beamten die von anderen Patienten im Krankenhaus abgeschirmten verletzten Männer. Auch die Wohnhäuser beider Familienmitglieder werden gesichert. Aus ganz Niedersachsen sind dafür Beamte nach Lüneburg gekommen.
08.09.2014 Ta