Rudolstadt/Gera (dpa). Der frühere Kopf der Neonazi-Gruppe «Thüringer Heimatschutz», Tino Brandt, sitzt wegen des Verdachts des Kindesmissbrauchs in Untersuchungshaft. Das sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas Villwock in Gera. Der Verdacht des sexuellen Missbrauchs eines Kindes habe sich nach Zeugenvernehmungen ergeben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Brandt zudem wegen des Verdachts der Zuhälterei. Er soll unter anderem minderjährige Jungen sowie Männer an Freier vermittelt haben.
Aufgrund dringenden Tatverdachts habe ein Ermittlungsrichter auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl erlassen, sagte Villwock. Für sexuellen Missbrauch von Kindern drohe eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. In der vergangenen Woche haben Ermittler Brandts Wohnung in Rudolstadt durchsucht. Die Auswertung der dabei beschlagnahmten Mobiltelefone und Computer sei noch nicht abgeschlossen, sagte Villwock. Dies sei sehr aufwendig.
Brandt gilt als einer der bekanntesten Thüringer Rechtsextremen. Er war in den 1990er-Jahren Kopf der Neonazi-Kameradschaft «Thüringer Heimatschutz», der auch die aus Jena stammenden mutmaßlichen NSU Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe angehörten. Zudem war Brandt zeitweise Mitglied im Landesvorstand der rechtsextremen NPD. Er soll als einer der Hauptzeugen im Juli im NSU-Prozess in München aussagen. Einer früheren Ladung hat sich der 39-Jährige laut Zeitung mit einem ärztlichen Attest entzogen.
27.06.2014 Ta