Ludwigsburg (dpa). Die NS-Fahndungsstelle in Ludwigsburg hat erneut fast 20 mutmaßliche frühere KZ-Aufseher aufgespürt. Sie alle sollen im nationalsozialistischen Todeslager im polnischen Majdanek aktiv gewesen sein. Die Unterlagen zu den Fällen seien an die zuständigen Staatsanwaltschaften übergeben worden, sagte der stellvertretende Leiter der zuständigen «Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen» in Ludwigsburg, Thomas Will. «Die Dokumentenlage ist aber sehr dünn.» Er sei deshalb skeptisch, ob das Material in jedem Fall für eine Anklage ausreiche. Einige weitere Verdächtige seien inzwischen gestorben.
Die Hinweise stammten laut Will aus der Zentralkartei des Bundesverwaltungsamtes und anderen Quellen wie dem Staatsarchiv in Moskau. Die Ludwigsburger haben dort nach Personen gesucht, die von Mitte 1942 bis ins Jahr 1943 hinein im Lager aktiv waren. In diesem Zeitraum wurde Majdanek als Vernichtungslager genutzt. So sei eine Liste mit insgesamt rund 1.000 Namen zusammengekommen, die die Zentralstelle nach und nach überprüft. Rund 200 Fälle sind laut Will jetzt noch ungeklärt.
Dammbruch für mögliche neue NS-Prozesse war das Verfahren gegen John Demjanjuk, der als Wachmann im Vernichtungslager Sobibor aktiv war. Das Münchner Landgericht verurteilte den gebürtigen Ukrainer, der inzwischen gestorben ist, 2011 wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 28.000 Juden zu fünf Jahren Haft.
21.05.2014 Ta