Frankfurt/Main (dpa). Bei einem koordinierten Einsatz in 15 Ländern haben Behörden bei Hunderten Tatverdächtigen Schadsoftware sichergestellt, mit der digitale Identitäten ausgespäht werden können. Bundesweit seien die Wohnungen von 111 Tatverdächtigen durchsucht worden, weltweit mehr als 350, gab die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität bekannt. Ermittelt wird wegen des Verdachts des Ausspähens von Daten und Computerbetrugs. «Das Verfahren markiert einen Meilenstein in der internationalen Zusammenarbeit im Bereich Cybercrime», sagte eine Sprecherin der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft.
Die Beschuldigten sollen den Trojaner «Blackshades» erworben und eingesetzt haben. Diese Schadsoftware diene «ausschließlich dazu, kriminelle Handlungen zu begehen», sagte die Sprecherin. Der Trojaner übernimmt die Kontrolle des infizierten Rechners, schneidet die Tastatureingaben mit, verschlüsselt die Dateien – um später die Freigabe zu erpressen -, macht Screenshots, filmt mit der Webcam die Bewohner und kann ganze digitale Identitäten ausspähen. Insgesamt wurden 1.000 Rechner und Speichermedien sichergestellt. Auch Drogen, Waffen und vermutlich aus Straftaten stammendes Bargeld fanden die Ermittler. Wie viele Opfer es gibt, ist unklar. Allein einem Tatverdächtigen in den Niederlanden wird vorgeworfen, 2.000 Rechner infiziert zu haben. Ausgangspunkt der Ermittlungen waren US-Behörden, die die Vertreiber des Spähprogramms ausfindig gemacht haben.
Die Durchsuchungen sind bereits vergangene Woche erfolgt, teilte die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität mit. Sie ist eine Außenstelle und wird für das Bundeskriminalamt tätig, wenn die örtliche Zuständigkeit unklar ist oder, wie im vorliegenden Fall, gegen viele Täter ermittelt wird.
20.05.2014 Ta