Frankfurt/Bochum (dpa). Steuerfahnder bei der Commerzbank: Im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen Beihilfe zur Steuerhinterziehung haben Ermittler gestern die Frankfurter Zentrale und zahlreiche Niederlassungen des Konzerns durchsucht. Dabei steht aber nicht das Geldhaus selbst im Visier. Die Ermittlungen richteten sich gegen einzelne Mitarbeiter eines anderen Finanzdienstleisters, erklärte die Commerzbank auf Anfrage. Nach einem Bericht des «Handelsblatts» soll es sich um den italienischen Versicherungskonzern Generali handeln.
«Die Commerzbank kooperiert selbstverständlich vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden», hieß es nach Angaben des Instituts weiter. Laut Staatsanwaltschaft Bochum ist die Bank kein Verdächtiger, sondern nur ein Zeuge in dem Fall. Sie führe und verwalte die Depots zu denjenigen Lebensversicherungsverträgen, die die Steuerfahnder auf den Plan riefen.
Die Bochumer Behörde führe mit dem Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung in Düsseldorf ein Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter einer ausländischen Lebensversicherungsgesellschaft. Einen Namen nannte die Staatsanwaltschaft nicht. Nach Informationen der Zeitung richten sich die Vorwürfe gegen die irische Generali-Tochter PanEurope.
Illegales Steuersparmodell“
Die Ermittler verdächtigten Verantwortliche und Mitarbeiter des Lebensversicherers, deutschen Anlegern seit 2006 in mehr als zweihundert Fällen Beihilfe zur Hinterziehung der Einkommensteuer geleistet zu haben. Sie sollen mit inländischen Kunden Verträge abgeschlossen haben, die nach außen hin als steuerprivilegierte Lebensversicherungen erschienen, in Wirklichkeit aber verschleierte Vermögensverwaltungsverträge darstellten. «Auf diese Weise sollte den betreffenden Kunden ermöglicht werden, daraus erwirtschaftete Kapitalerträge nicht zu versteuern», erklärte die Ermittlungsbehörde.
Ein Sprecher von Generali Deutschland in Köln konnte keine näheren Angaben zu den Vorwürfen machen. Das Unternehmen recherchiere derzeit intern und stehe mit dem italienischen Mutterkonzern in engem Kontakt, sagte er auf Anfrage.
Ermittler reagierten schnell
An den Durchsuchungen waren gestern rund 270 Steuerfahnder sowie drei Staatsanwälte aus Bochum beteiligt. Zur genauen Anzahl und Lage der betroffenen Filialen nannte die Commerzbank keine Details. In der heutigen Ausgabe des «Handelsblatt» werden Insider zitiert, nach deren Einschätzung die Fahnder erwarteten, Beweise für Steuerhinterziehung in Höhe von insgesamt mehreren hundert Millionen Euro zu finden.
Wie die Zeitung weiter berichtete, wurden die Ermittlungen durch Unregelmäßigkeiten bei einer Steuererklärung im September 2013 in Nordrhein-Westfalen ausgelöst. Die Commerzbank stehe im Fokus, weil sie als Konzernpartner des Versicherungskonzerns agiert habe. Nach Informationen von Beteiligten hätten die Kunden ein Mindestanlagevolumen von 500.000 Euro eingebracht.
04.12.2013 Ta
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