Nazi-Parolen an jeder Ecke

Unbekannte sorgen mit ihren Schmierereien für Entsetzen in Salzwedel

Salzwedel/Magdeburg (dpa). In Salzwedel in Sachsen-Anhalt haben Unbekannte über die Innenstadt verteilt Dutzende Hakenkreuze und Naziparolen auf Hauswände geschmiert. Der Staatsschutz ermittelt. Die Schmierereien seien über mindestens sieben Straßen verteilt, erklärte ein Polizeisprecher in Magdeburg. Viele Bürger reagierten entsetzt und erstatteten Anzeige. Auch heute noch gehen Anzeigen erboster Bewohner ein, wie ein Polizeisprecher in der 25.000-Einwohner-Stadt sagte. Ob darunter Hinweise auf neue Tatorte beziehungsweise den oder die Täter seien, werde noch geprüft. Bisher spricht die Polizei von 27 Parolen und Hakenkreuzen im Stadtgebiet. Die Zahl könnte jedoch noch steigen.

Zurzeit fehlt von den Tätern noch jede Spur.  «Dem Anschein nach gehen wir von einer zusammenhängenden Tat aus», sagte der Polizeisprecher weiter. Das Bewegungsprofil passe auf die Annahme, dass ein Täter oder eine Tätergruppe in der Nacht zu Donnerstag durch Salzwedel gelaufen sei und die Schmierereien hinterlassen habe. Sie sollen so schnell wie möglich entfernt werden. Schmierereien und Parolen wurden laut Polizei nach bisherigen Ermittlungen auf Gebäuden, Schaukästen und einem Bierwagen angebracht. Es seien auch «verfassungsfeindliche Symbole» verwendet worden.

Unterschiedliche Angaben über das aus Ausmaß 
In Salzwedels Innenstadt wurden die Naziparolen von einer Polizeistreife gestern am frühen Morgen gegen 2.30 Uhr entdeckt, wie die Behörden berichteten. Wegen des ungewöhnlichen Ausmaßes der Nazischmierereien gehen Ermittler davon aus, dass es sich um mehr als einen Straftäter handelt. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur dpa: «Ich habe über 100 Schmierereien gesehen». Er fügte hinzu: «Nun stehe ich außerhalb der Innenstadt auf einem Parkplatz, ich schaue mich um und sehe allein hier ein Dutzend dieser schlimmen Parolen.» Verunstaltet wurden nach seinen Angaben Hauswände, Briefkästen, Fensterscheiben und Schaustellerbuden.

In schwarzer und grüner Farbe hieß es zum Beispiel: «Hitler jetzt». Bei den Bürgern in der Innenstadt von Salzwedel herrsche «blankes Entsetzen, gemischt mit Wut und Ratlosigkeit», berichtete das Internetportal «az-online.de». «Überall prangen rechte Schmierereien – in allen Größen und allen Farben.» Weiter heißt es in dem Internetportal: «Zwischen 5 und 6 Uhr schlugen sie (die Täter) sogar erneut zu, obwohl bei der Polizei schon die Alarmglocken geschellt hatten. Deshalb gehen die Ordnungshüter auch von mehreren Tätern aus.»

Schon früher hat es in der Region Nazischmierereien und Schändungen gegeben. Besondere Empörung hat im Januar 2013 die Schändung von Gräbern in der Gardelegener Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune (Altmarkkreis Salzwedel) ausgelöst. Unbekannte rissen seinerzeit zahlreiche Grabkreuze aus dem Boden und legten sie zu einem Hakenkreuz zusammen. Die Gedenkstätte erinnert an die Ermordung von mehr als 1.000 KZ-Häftlingen am 13. April 1945.

04.10.2013 Ta