Berlin (dpa). Zwei Wochen vor der Bundestagswahl sieht sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit einem Erpressungsversuch konfrontiert. Er sagte heute in Erfurt, dass er Anzeige gegen Unbekannt gestellt und den Erpressungsversuch offengelegt habe. Polizei und Staatsanwaltschaft Bonn ermitteln seit heute wegen Nötigung.
Der Erpresser wirft Steinbrück und seiner Frau vor, vor 14 Jahren eine Putzfrau illegal beschäftigt zu haben. Der Täter drohte damit, dies öffentlich zu machen, falls Steinbrück nicht auf seine Kandidatur verzichte. Steinbrück bestritt die anonymen Anschuldigungen, die SPD-Spitze reagierte empört. Zuerst hat die «Bild»-Zeitung über den Erpressungsversuch berichtet.
Steinbrück sagte nach einer Wahlkampfveranstaltung in Erfurt, er habe Anzeige erstattet, da es sich um einen strafrechtlich relevanten Vorgang handele. Was er und seine Familie bislang im Wahlkampf erlebt hätten, «geht weit über die Belastungen und Auseinandersetzungen hinaus, was man üblicherweise wird wohl akzeptieren müssen. Dass dazu ein Erpressungsversuch gehört, ist jenseits meiner Vorstellungskraft gewesen.» Diese Attacke werde ihn in seinem Wahlkampf aber nicht beeinflussen.
Ein Geschenk der Mutter
Steinbrücks Ehefrau Gertrud wies die Vorwürfe in der «Bild»-Zeitung ausführlich zurück. Sie und ihr Mann seien Ende der 90er Jahre nach Bonn gezogen. Da sie im Jahr 1999 durch ihren Beruf und den Umzug stark belastet gewesen sei, habe ihre ebenfalls in der Stadt lebende Mutter ihr «zum Einzug geschenkt, dass ihre Putzhilfe für ein halbes Jahr einmal in der Woche bei uns saubermachen sollte», wird Gertrud Steinbrück zitiert. «Ich zahlte sie für die bei mir abgeleisteten Stunden aus und rechnete das jeweils mit meiner Mutter ab», hieß es weiter.
Nach Ablauf des vereinbarten halben Jahres wollte Gertrud Steinbrück die Putzhilfe selbst übernehmen. Den angebotenen Arbeitsvertrag lehnte die Frau aber ab, weil ihr Mann seinen Job und die Familie damit den Aufenthaltsstatus verloren hätte. Sie habe nur schwarz arbeiten können, wollte aber wegen ihrer sehbehinderten Tochter in Deutschland bleiben, sagte die Steinbrück-Gattin. Sie fügte hinzu: «Das hat mich sehr berührt. Dennoch habe ich ihr sagen müssen, dass ich sie natürlich nicht schwarz“ beschäftigen könne. Als Trost habe ich ihr 500 DM geschenkt.»
Steinbrück bestätigte in Erfurt die Darstellungen seiner Ehefrau. Er sagte außerdem, dass in seinem Haushalt in Bonn nach der Ablehnung der Frau, ein festes Arbeitsverhältnis einzugehen, eine bei der Bundesknappschaft angemeldete und sozialversicherte Haushaltsunterstützung beschäftigt sei.
07.09.2013 Ta
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