Berlin/Potsdam/Schwerin (dpa). In Berlin-Neukölln haben zwei Männer eine Polizeistreife attackiert, weil die Beamten aus ihrer Sicht zu langsam fuhren. Der 26 Jahre alte Autofahrer und sein 19 Jahre alter Begleiter regten sich über den Fahrstil eines Beamten auf, wie die Polizei bekanntgab. Die Streife fuhr mit geringem Tempo durch eine Straße, was den 26-Jährigen zunächst zu wütenden Schreien durch das geöffnete Fenster hindurch veranlasste. Schließlich fuhr er mit seinem Wagen vor das Polizeiauto und parkte in zweiter Reihe.
Zusammen mit dem 19-Jährigen ging er auf die Polizisten zu. Während der folgenden Rangelei schlug einer der beiden einer Kommissarin ins Gesicht. Als der 26-Jährige schließlich die Tür seines Autos wieder schließen wollte, traf er die Beamtin an der Schulter. Eine zwischenzeitlich alarmierte weitere Streife verhinderte die Flucht der beiden Männer. Sie müssen sich unter anderem wegen Körperverletzung verantworten.
Respektlosigkeit als Ursache?
Angriffe wie dieser gehören inzwischen zum Polizeialltag. Die Beamten werden angepöbelt, angespuckt oder sogar attackiert. Nach Zahlen des Brandenburger Innenministeriums, die am Mittwoch veröffentlicht wurden, werden in Brandenburg beispielsweise durchschnittlich jeden Tag zwei Polizisten angegriffen. Wie das Ministerium mitteilte, wurden 2012 insgesamt 870 Übergriffe gemeldet.
«Früher blieb es in starkem Maße bei verbaler Gewalt. Heute werden Beamte mit der Faust geschlagen oder mit Gegenständen traktiert. Das ist ein ernst zu nehmendes Problem», sagte der Brandenburger Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Andreas Schuster dazu. Hauptursache für die Attacken sei die zunehmende Respektlosigkeit. Oftmals würden «ganz normale Einsätze» aus dem Ruder laufen. Brutale Gewalt schlage den Beamten auch bei Großeinsätzen etwa bei Demonstrationen oder Fußballspielen entgegen.
Deutliche Zunahme der Gewalt im Nordosten
In Mecklenburg-Vorpommern hat die Gewalt gegen Polizeibeamte nach neuesten Zahlen sogar weiter zugenommen. Im vergangenen Jahr seien 437 Polizisten im Dienst angegriffen worden, sechs Prozent mehr als 2011, erklärte die GdP in Schwerin. Auch die Schwere der Verletzungen sei alarmierend.
Der dortige Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Christian Schumacher, forderte ein konsequenteres Vorgehen des Gesetzgebers und der Gerichte gegen Angreifer. Es sei nicht hinnehmbar, dass beispielsweise bei einer normalen Verkehrskontrolle den Beamten brutale Gewalt entgegenschlage. Der gefährlichste Arbeitsbereich innerhalb der Polizei sei der Streifendienst.
Foto: Fionn Große/pixelio.de
01.09.2013 Ta