Dossenheim (dpa). Drei Tote und fünf Verletzte hat gestern Abend ein Streit bei einer Eigentümerversammlung in Dossenheim nahe Heidelberg gefordert. Ein Mann sei dort des Raumes verwiesen worden, kam aber mit einer Pistole wieder und eröffnete das Feuer, wie Polizeisprecher Tobias Keilbach in Heidelberg der Nachrichtenagentur dpa sagte. Er tötete dabei zwei Männer und verletzte fünf Menschen schwer. «Im Anschluss hat sich der Täter selbst erschossen», sagte der Sprecher weiter. Die Versammlung fand im Raum eines Dossenheimer Sportvereins statt.
«Der genaue Hintergrund, die Motive und der genaue Ablauf der Tat sind noch unklar», sagte der Polizeisprecher. Von einem Amoklauf wollte der Polizeisprecher zunächst nicht sprechen, während die Feuerwehren der Metropolregion Rhein-Neckar auf ihrer Facebook-Seite das Wort «Amoklauf» benutzen.
Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht, gaben Staatsanwaltschaft und Polizei gemeinsam bekannt. Einer von ihnen musste wegen seiner schweren Verletzungen per Hubschrauber in die Klinik geflogen werden. Andere Teilnehmer der Versammlung mussten psychologisch betreut werden. Sie waren zunächst nicht vernehmungsfähig. Auch Seelsorger waren rasch vor Ort.
Zur Tatzeit waren zahlreiche Gäste auf dem Vereinsgelände
Die Eigentümerversammlung tagte im Raum des Vereines TSG Germania 1889 Dossenheim. Der Vereinspräsident Willi Ortlipp zeigte sich sehr bestürzt. «Ich fühle mich ganz mies und schlecht», sagte er. Ortlipp war kurz zuvor nach einer CDU-Wahlkampfveranstaltung auf dem Vereinsgelände mit der Bundesbeauftragten für Integration, Maria Böhmer, nach Hause gegangen und wieder herbeigeeilt. Seinen Angaben zufolge waren um die zehn Teilnehmer bei der Eigentümerversammlung. Insgesamt 50 Vereinsmitglieder und Gäste waren demnach zum Tatzeitpunkt auf dem großen Areal, darunter auch Kinder.
Noch Stunden nach dem Vorfall war der genaue Hergang unklar. Zunächst hatte es geheißen, die Schüsse seien in der Gaststätte des Sportvereins gefallen, später hieß es jedoch von der Polizei, es habe sich um einen Raum über dem Lokal gehandelt.
Sogar die eigene Ehefrau verletzt
Inzwischen hat die Polizei das Motiv für den Amoklauf veröffentlicht: Es gab einen Streit um die Nebenkosten der Eigentumswohnung. Wie der Leiter der Heidelberger Staatsanwaltschaft, Alexander Schwarz, heute Mittag sagte, fühlte sich der Mann betrogen von den Miteigentümern, die sich gestern Abend zu einer Eigentümerversammlung getroffen haben.
Der Amokläufer ist ein 71-jähriger Rentner, der seit Jahrzehnten Mitglied in einem Schützenverein war, sagte der Einsatzleiter der Polizei, Siegfried Kolmar. Der Mann habe sich bis zu seiner Tat nichts zuschulden kommen lassen. «Er hat bisher völlig unauffällig gelebt.»
Der Mann war wegen des Streits bei der Versammlung vom Verwalter der Eigentümergesellschaft des Raums verwiesen worden. Kurz darauf kam er zurück, rief «Ich bring euch alle um!» und eröffnete mit einer großkalibrigen Pistole das Feuer. Zwei 82 und 54 Jahre alte Männer starben. Auch die 70-jährige Ehefrau des Schützen, die mit in der Versammlung saß, wurde verletzt. Insgesamt waren acht Menschen in dem Raum.
21.08.2013 Ta aktualisiert: 15.01 Uhr