Berlin/Stuttgart (dpa/lsw). Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wirft dem früheren KZ-Wachmann Hans Lipschis (93) nach Information der «Welt am Sonntag» Beihilfe zum Mord in 9.515 Fällen vor. Das gehe aus dem Haftbefehl des Amtsgerichts Stuttgart hervor, der der Zeitung vorliege. Laut der richterlichen Anordnung, die am 2. Mai erlassen worden sei und zehn Seiten umfasse, solle Lipschis im Konzentrationslager Auschwitz bei den berüchtigten Selektionen eingesetzt gewesen sein. Dabei seien als arbeitsunfähig eingestufte Deportierte gleich bei ihrem Eintreffen in dem Lager aussortiert und direkt in die Gaskammern geschickt worden.
Dem Bericht zufolge gehen die Strafverfolger laut Haftbefehl davon aus, dass der frühere SS-Rottenführer an mindestens neun solcher Vernichtungsaktionen beteiligt gewesen ist. So habe Lipschis «zumindest Wachbereitschaft» gehabt, als am 24. Januar 1943 ein Transport aus Theresienstadt in Auschwitz angekommen und 1.773 Personen sofort ermordet worden seien. Für einen eventuellen Schuldspruch spielt die Zahl der Toten eine untergeordnete Rolle. Für Beihilfe zum Mord gibt es mehrjährige Haftstrafen – addiert werden einzelne Strafen aber nicht.
19.05.2013 Ta