Startschuss in Wiesbaden

Gipfeltreffen gegen Gewalt im Fußball

Wiesbaden (dapd-hes). Die Fanprojekte im hessischen Fußball sollen künftig finanziell vom Land unterstützt werden. Fanprojekte seien das A und O“ bei der Frage, wie Gewalt bei Fußballspielen verhindert werden könne, sagte Innenminister Boris Rhein (CDU) nach der ersten Sitzung eines „Fußballgipfels“ in Wiesbaden.

Deshalb wolle das Land „einen nennenswerten Betrag“ für die Unterstützung der Fanprojekte aus dem Sporthaushalt zur Verfügung stellen. Auch sollten damit neue Fanprojekte gegründet werden, vor allem in Kassel und Wiesbaden, sagte Rhein. „Es muss hessenweit Fanprojekte geben.“

Einigkeit zwischen Minister und Verantwortlichen
Rhein hatte Vertreter der hessischen Fußballverbände eingeladen, weil es in der vergangenen Saison vermehrt Randale gegeben hatte. Auch in der neuen Saison rechnet die hessische Polizei allein in Hessen mit rund 30 sogenannten Risiko- und 35 Brisanzspielen. Zu dem Gipfel waren Vertreter von sieben hessischen Fußballclubs gekommen. Der Präsident der hessischen Fußballverbände, Rolf Hocke, zeigte sich danach vorsichtig zufrieden: „Es war ein Startschuss“, sagte er.

„Festlegungen, Verträge oder Abmachungen“ habe es nicht gegeben, räumte der Minister ein. Alle Beteiligten seien sich aber einig gewesen, dass Pyrotechnik in Stadien nichts zu suchen habe. Auch müssten die Vereine das Problem der Spruchbänder in den Griff bekommen. Strafrechtlich relevante Inhalte dürften dort einfach nicht auftauchen. Rhein appellierte eindringlich an die Vereine, die Spruchbänder vor den Spielen zu kontrollieren.

Eine Verbot von Stehplätzen in Stadien, das im Zuge der Krawalle diskutiert worden war, lehnte Rhein aber ab. „Die Stehplätze gehören zur deutschen Fankultur dazu“, betonte er. Auch eine Übertragung der Polizei-Einsatzkosten auf den Fußball werde es nicht geben. Derzeit kostet ein Spiel im Schnitt rund 62.000 Euro an Einsatzkosten.

Königsweg Fanprojekte
Ansetzen wollen Minister und Vereine dagegen bei den Fanprojekten: „Ohne die Fanprojekte werden wir nicht vorankommen“, sagte Rhein. Schon jetzt fördere das Land einzelne Fanprojekte mit rund 30.000 Euro pro Verein. Künftig werde man schauen, was noch nötig sei. „Im Millionenbereich“ werde sich das aber nicht bewegen, sagte Rhein.

An Spieltagen soll in Zukunft ein „Spieltagsdialog“ in den Stadien stattfinden. Das Konzept sehe vor, eine zentrale Anlaufstelle mit Ansprechpartnern von Polizei, Verein und Fanbeauftragten einzurichten. Auch sollten auf „Fallkonferenzen“ Spiele und Einsätze nachbereitet und Sanktionen bei Ausschreitungen verhängt werden. Ein erstes Pilotprojekt könne schon am 25. August beim Heimspiel der Frankfurter Eintracht starten.

Bauliche Verbesserungen in Stadien
Mit den Kommunen solle außerdem über bauliche Verbesserungen in den Fußballstadien geredet werden, sagte Rhein. Eine Untersuchung der Polizei habe manche Mängel aufgezeigt. Als Beispiel nannte der Minister die Erneuerung der Videoüberwachungsanlage im Frankfurter Stadion oder ein Zaun in Kassel, durch den Fangruppen getrennt werden könnten.

Ein nächstes Treffen wurde für Jahresende, nach Abschluss der Bundesliga-Hinrunde vereinbart. Dann sollen auch die Fanprojekte sowie Vertreter der Justiz mit am Tisch sitzen. Verbandspräsident Hocke sagte, man müsse auch besprechen, ob die vereinbarten Maßnahmen ausreichten oder nachgebessert werden müssten.

18.08.2012