Auf der Spur der „Jäger“

Das neue Buch von Bestsellerautor Michael Jürgs beschäftigt sich mit dem BKA

VON DETLEF VETTEN

Sylt.  Michael Jürgs ist einer der großen deutschen Publizisten. Als er dem Stern“ als Chef vorstand, machte das Blatt immer wieder durch journalistische Coups von sich reden. Dann wechselte Jürgs in die Riege der Bestseller-Autoren der Republik. Er sitzt in Hamburg und beobachtet mit kritischem Blick, was sich im Lande tut. Wenn die Unterhaltung nur noch unter der Gürtellinie stattfindet, wenn sich Politiker in die eigene „Wichtigkeit“ verlieren, wenn Gefahr von rechts droht – Jürgs passt auf.

Nun reiste der Autor auf seine Liebnlingsinsel Sylt, wo er in Kampen aus seinem neuen Buch las. „BKA – Die Jäger des Bösen“ heißt es. 

Jürgs – salopp-hanseatisch gewandet, entspannt, wache Augen – nimmt Platz, blickt wohlwollend ins Auditorium, sieht sein Gegenüber Werner Rudi, den alten Journalisten-Spezl, keck an und meint: „Fang an!“

Rudi war mal Chef bei der „Bild“-Zeitung. Als solcher  weiß er, wie man provoziert. Also meint er: „Michl, du bist bekannt als Links-Liberaler …“

„Halt. Ist das nicht ein bisschen wenig?“

„Stimmt. Du bist bekannt als Links-Links-Liberaler. Jetzt hast Du beim BKA hinter die Kulissen geschaut. Sind Deine Vorurteile bestätigt worden? Von wegen dass wir in einem Überwachungsstaat leben.“

Jürgs stoppt den Kollegen. Es sei wohl richtig, dass er die Dinge kritisch hinterfrage. Doch das heiße nicht, dass er in Vorurteilen erstarrt sei. Es könne bei gründlicher Recherche durchaus geschehen, dass man vorgefasste Meinungen revidieren müsse.

Respekt vor den Profis
Was das BKA angehe: Auf jeden Fall zieht Jürgs den Hut vor der Professionalität der Menschen, die er in Wiesbaden und andernorts angetroffen hat.

„Die Leute wissen, was sie tun. Und sie wissen, warum sie es tun. Ich habe die Frauen und Männer immer wieder nach ihren Gefühlen gefragt. Es war sehr glaubwürdig, als sie mir erklärten, ihnen ginge es nicht um Emotionen und Rache. Sie wollen eines: den Grundstein dafür legen, dass es für eine Schuld auch eine Sühne gibt.“

Vorratsdaten? Ja, bitte!
Angesprochen auf eines der aktuellsten Crime-Themen dieser Tage, sagt Autor Jürgs, der sich in die Materie mit großer Intensität eingearbeitet hat: „Ich weiß nicht, warum überhaupt über das Für und Wider von Vorratsdatenspeicherung diskutiert wird. Ich halte das für Quatsch. Natürlich brauchen wir die Daten. In anderen Ländern stellt sich die Frage gar nicht. Wir leben in einer wundervollen Demokratie – und die müssen wir mit allen Möglichkeiten einer Demokratie schützen.“

Schon im Vorwort seines bemerkenswerten Buchs zieht Michael Jürgs ein erstes Fazit seiner Einblicke beim Bundeskriminalamt: „Für den Menschen, der die Tat erlebt hat, ist sie als Erlebnis unauslöschbar. Die Opfer sind fürs Leben gezeichnet. Deshalb sollen die nicht unbestraft davon kommen, die ihnen das angetan haben – egal, wie lange es dauert, sie zu fassen. Ist das nicht doch die eigentliche Motivation der Jäger des Bösen?“

Und Jürgs kommt – ganz am Ende seiner Arbeit – zum Schluss: „Das Wettrennen zwischen den Kriminellen und denen, die sie verfolgen, ist eine fortlaufende Geschichte von Siegen und Niederlagen. Im Kampf gegen das Böse gibt es kein Ende.“

„BKA – Die Jäger des Bösen“ – das Buch ist im Bertelsmann Verlag erschienen, hat 352 Seiten und kostet 19,99 Euro.

Foto:  (c) Dominik Rößler

12.09.2011 dv / wel