Düsseldorf (dapd). Herbst wird's – und die Einbruchsspezialisten bereiten sich auf Überstunden vor. Doch nicht nur die dunkle Jahreszeit macht den Ermittlern zu schaffen. Erstmals seit 1995 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche auch im vergangenen Gesamtjahr wieder deutlich gestiegen. Während die Polizei 2008 noch gut 38.000 Wohnungseinbrüche in Norddrhein-Westfalen zählte, waren es 2009 über 3.000 oder 8,2 Prozent mehr. In einigen Städten stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche sogar noch weitaus stärker, wie etwa in Mülheim an der Ruhr, wo die Zahl um fast 50 Prozent zulegte. Und auch im ersten Halbjahr 2010 setzte sich der negative Trend landesweit fort.
Über die Gründe der starken Anstiege rätseln die Ermittler. Es könnte sein, dass Banden für den Anstieg verantwortlich sind, dass die Menschen sorgloser werden oder dass die Beschaffungskriminalität zugenommen hat“, sagt der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA), Frank Scheulen. „Aber das ist alles Spekulation.“
Wertvoll: Tipps aus der Nachbarschaft
Auch in Bonn, wo es im vergangenen Jahr wie in Mülheim einen rasanten Anstieg der Einbruchszahlen gab, ist die Polizei ratlos, was die Gründe betrifft. Immerhin, so sagt Polizeisprecherin Daniela Lindemann, habe es seit Januar 2010 etliche Festnahmen gegeben, nachdem die Polizei in den Monaten zuvor eine regelrechte Offensive gegen Einbruch gestartet hatte. „Unter anderem gehen wir verstärkt in die Nachbarschaft, fragen die Leute, ob sie irgendwelche Beobachtungen gemacht haben“, berichtet Lindemann. Dadurch erhalte die Polizei viele Tipps, die sie sonst niemals bekäme, denn aus eigenem Antrieb gingen nur die wenigsten auf die Beamten zu.
Viele Einbrüche könnten aber auch von vornherein verhindert werden, sind die Ermittler überzeugt – und zwar nicht nur durch Sicherheitstechnik. „Nach wie vor gibt es zahlreiche Fälle, in denen Einbrecher über gekippte Fenster einbrechen“, berichtet Lindemann. Daher sollten Fenster oder auch Terrassentüren nur dann geöffnet werden, wenn jemand sie im Auge hat.
Das Trauma der Opfer
Denn der entstandene Schaden durch einen Einbruch ist meist nicht allein materieller Natur. „Vor allem Ältere oder Alleinstehende reagieren oft tief betroffen“, sagt Jörg Beck, der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der Opferhilfeorganisation Weißer Ring. „Vor allem Frauen waschen die gesamte Wäsche und putzen die komplette Wohnung, weil sie nicht wissen, wo der Fremde seine Finger dran hatte. Andere wechseln sogar die Wohnung“, berichtet Beck.
Zugleich warnt der Weiße-Ring-Chef davor, „den Helden zu spielen“, wenn ein Einbrecher in der Wohnung sei, denn dadurch könnten die Täter panisch reagieren. „Wenn die goldene Armbanduhr verschwindet, dann ist das so. Das ist aber immer noch besser als ein Stich ins Herz“, mahnt Beck.
Nach Angaben der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Düsseldorf sind Begegnungen mit dem Dieb aber eher selten. Denn die ungebetenen Gäste schlichen sich vor allem dann in fremde Häuser und Wohnungen, wenn sie relativ sicher seien, niemanden anzutreffen. „Zwischen dem Einbruch der Dämmerung und 22 Uhr ist für sie eine besonders gute Zeit. Denn dann sehen sie, ob Licht eingeschaltet ist oder nicht“, sagt Nöh. Kürzere Tage bedeuten damit jede Menge Gelegenheiten für die Diebe.
Foto: Volkmer
24.09.2010 dv
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