Berlin (dv) Die Polizisten fühlen sich völlig machtlos. Einen Elfjährigen, dessen genaue Herkunft noch nicht klar ist und der sich Jamal nennt, griffen Beamte jetzt bereits zum zwölften Mal auf, am Montag wurde ein polizeibekannter 13-Jähriger ohne festen Berliner Wohnsitz erwischt und dem Kindernotdienst übergeben – er entfloh noch am selben Abend.
Jamal macht derweil erstmal Pause. Erl teilt sich in der Wustrower Straße in Hohenschönhausen ein 20-qm-Zimmer mit einem anderen Jungen. Heimleiter Karsten Tamm: „Die Schwierigkeit ist, dass der Junge angeblich kein Deutsch spricht. Ein weiteres Problem ist sein Umfeld. Er scheint in der Drogenszene tief drinzustecken.“ Einsperren kann er ihn aber auch nicht. „Wir sind ein offenes Heim.“
Innensenator fordert geschlossene Heime
Weil offene Heime solche Kinder offensichtlich nicht angemessen betreuen können, verlangt nun Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) die Einrichtung geschlossener Heime. Man braucht Einrichtungen, aus denen die Kinder nicht weglaufen können und wo sie pädagogisch betreut werden“, sagt Körting. Beides gehöre zusammen.
Es gehe nicht darum, die Kinder wegzuschließen. Die straffälligen Kinder müssten aus ihrem Milieu herausgenommen werden, so der Innensenator. Die meisten Kinder, die mit Drogen handelten, kämen aus kriminellen kurdischen Familien, die ehemals aus dem Libanon eingereist seien. Man müsse diese Kinder „ohne Rücksicht auf Verluste“ aus diesen Familien lösen. Zugleich müsse man auch gegen die Eltern und Verwandten vorgehen. Körting räumt ein, dass es schwierig sei, in diese „abgeschotteten“ Familien einzudringen. Dennoch sei der Staat nicht machtlos, betont der Innensenator.
Lesen Sie morgen: Geschlossene Heime – wie sie funktionieren und was die Politiker sagen.
22.07.2010 dv
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