Berlin (e110) 40 Millionen Schaden durch Skimming – das waren 2008 rund 10 000 Fälle – ein Plus von 105 Prozent gegenüber 2007. Die Experten in Sachen Verbrechensbekämpfung sind alarmiert. Sie haben den Boom geahnt – jetzt wird er durch die Statistik belegt.
Was Skimming ist? Das ist relativ einfach: Die Kriminellen installieren ein zusätzliches Kartenlesegerät am Schacht des Geldautomaten und eine kleine Handykamera über dem Tastaturfeld oder sie legen eine Aufsatztastatur über das Tastenfeld. Dadurch haben sie Zugriff auf die Kontodaten samt PIN des ahnungslosen Bankkunden, der an diesem Automaten Geld abhebt. Die ausgespähten Daten werden im Ausland auf Magnetstreifenkarten kopiert und zum Geldabheben genutzt, bis der Geschädigte die Abbuchungen bemerkt und sein Konto sperren lässt.
Der Bundesverband der öffentlich bestellten und vereidigten sowie qualifizierten Sachverständigen (BVS) wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Skimming durch technische Umrüstungen leicht zu bekämpfen ist. Die EDV-Experten des Verbands verweisen auf Anti-Skimming-Module, die ein magnetisches Störfeld um den Karteneinzugsschlitz legen und so die Lesegeräte der Kriminellen unbrauchbar machen. Einen wirklichen Fortschritt in der Anti-Skimming-Technik bieten EC-Karten, die mit fälschungssicheren EMV-Chips ausgerüstet sind.
Der BVS bedauert aber auch die schleppende Einführung der neuen Sicherheitstechnologien. Die Banken scheuen die Kosten der Umrüstung und zahlen ihren Kunden lieber das gestohlene Geld zurück. Das ist unverantwortlich, denn auch die Schadensausgleichsfonds der Banken werden letztlich über Gebühren und damit von den Bankkunden finanziert. Es kann doch nicht sein, dass die Kunden über diesen Umweg quasi die Betrüger mitfinanzieren“, sagt BVS-Präsident Vogel.
Vorsicht im Ausland!
Deutsche Bankkunden sollten besonders im Auslandsurlaub vorsichtig sein: Es ist nicht zu erkennen, ob dortige Geldautomaten nun mit neuer Chiptechnologie oder mit Magnetstreifen arbeiten. Somit ist die Sicherheit beim Geldabheben nicht gewährleistet. Nach einem Skimming-Fall muss die Karte gesperrt werden, der Geschädigte muss bei der Polizei Anzeige erstatten.
Doch bevor man in die Falle tappt, kann man sich schon vor Schaden schützen. Tipps von EDV-Sachverständigen:
– Sowohl Tastaturfeld als auch Karteneinzugsschlitz sollten in Farbe und Abnutzung dem restlichen Erscheinungsbild des Geldautomaten entsprechen (Allerdings ist zu beachten, dass einige Bankinstitute inzwischen Anti-Skimming-Module vor ihre Kartenschlitze setzen, die deutlich hervorstehen und auch farblich auffallen).
– Falsche Tastaturen und Kartenschlitze sind fast immer mit Klebeband befestigt. Bankkunden können also an den Bauteilen ziehen / rütteln, wenn sie unsicher sind. Schon viele Manipulationen sind so durch Kunden aufgedeckt worden.
– Die Kriminellen benötigen zwingend den PIN, häufig benutzen sie zum Ausspähen Kameras. Diese werden entweder hinter einer Leiste über der Tastatur angebracht oder außerhalb des Automaten (z.B. am Prospektständer oder Rauchmelder). Bankkunden sollten sich also immer umschauen und bei der PIN-Eingabe das Tastenfeld mit der freien Hand verdecken.
– Im Zweifel immer einen Bankmitarbeiter ansprechen oder einen anderen Geldautomaten aufsuchen.
e110-Info: Der Bundesverband der öffentlich bestellten und vereidigten sowie qualifizierten Sachverständigen (BVS) vertritt als Dachverband zwölf Landesverbände und zwölf Fachverbände mit insgesamt mehr als 4000 Sachverständigen, die auf rund 200 verschiedenen Sachgebieten tätig sind. Diese erstatten für Gerichte, Staatsanwaltschaften und Behörden, Wirtschaft, Industrie, Gewerbe und Handwerk sowie insbesondere für private Verbraucher Gutachten und stehen ihnen bei wichtigen Entscheidungen mit fachlichem Rat zur Seite.
23.04.2010 dv
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