Essen/Norderstedt (dpa). Mit großangelegten Razzien und zahlreichen Festnahmen ist die Polizei in gleich zwei Verbrechensserien gegen internationale Diebesbanden vorgegangen. Der Schaden ging in die Millionen. Im Fokus der Ermittler standen Autoknacker und Einbrecher in Deutschland und Litauen.
Wie die Polizei in Essen bekanntgab, konnte in einem Fallkomplex ein Netzwerk von Autodieben zerschlagen werden. Die Verdächtigen sollen vor allem hochwertige Autos und Fahrzeugteile wie Navigationsgeräte und Airbags gestohlen haben. Allein die entdeckte Hehlerware soll 1,1 Millionen Euro wert sein. Zeitgleich präsentierten Polizei und Staatsanwaltschaft in Schleswig-Holstein ihren Erfolg in einem zweiten Komplex: Ihnen gelang ein Schlag gegen eine Diebesbande. Sie soll für rund 600 Einzeltaten in mehreren Bundesländern verantwortlich sein. Hier beläuft sich der Schaden auf 1,5 Millionen Euro.
Die beiden Aktionen hatten nichts miteinander zu tun, so die Kieler Oberstaatsanwältin Birgit Heß. «Die Tatsache, dass beide Banden es auf ähnliche Beute abgesehen hatten, zeigt aber, wie groß der Markt dafür vor allem in Osteuropa sein muss», erklärte sie in Norderstedt.
Es ging um die Hintermänner
Bei der Aktion unter Essener Federführung wurden nach Angaben der Ermittler knapp 50 Verdächtige in Deutschland und Litauen festgenommen und etwa acht Haftbefehle vollstreckt. «Es ging nicht nur um die kleinen Fische, sondern darum, an die Köpfe zu kommen», sagte der Essener Polizeipräsident Frank Richter.
Rund 700 Beamte waren in Nordrhein-Westfalen und noch einmal 80 in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen beteiligt. Parallel seien in Litauen 90 Fahnder damit beschäftigt gewesen, die Hintermänner dingfest zu machen. Allein in Deutschland wurden rund 100 Wohnungen und Büros durchsucht. «Bis heute können wir den Banden rund 440 Straftaten zuordnen. Da kommt aber sicher noch was dazu», erläuterte der Polizeipräsident. Neben den Delikten rund um Autodiebstahl werde unter anderem auch wegen Einbrüchen und Raub ermittelt.
Die Hehlerware im Wert von 1,1 Millionen Euro wurde unter anderem in einem großen Lager in Essen entdeckt. «Die Regale sehen aus wie bei einem Autozulieferer», sagte Richter. Rund ein Jahr habe die 13-köpfige Essener Sonderkommission «Kasimir» ermittelt, bevor die Beamten zugriffen. Benannt ist die Gruppe nach dem litauischen Nationalheiligen.
Litauer gehen von fünf Millionen Schaden aus
Im Fall der zweiten Diebesserie, mit Federführung in Norddeutschland, schlugen die Ermittler ebenfalls in mehreren Bundesländern und in Litauen zu. Acht Menschen seien festgenommen worden, darunter auch der mutmaßliche Drahtzieher aus Litauen, hieß es bei einer Pressekonferenz in Norderstedt. Der 36-Jährige soll nach ersten Erkenntnissen nicht nur die in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg agierenden Diebe gesteuert, sondern auch die Absatz- und Vertriebswege der Beute koordiniert haben.
Die litauische Polizei meldete sogar 17 festgenommene Litauer. Sie werden verdächtigt, hochwertige Autos und Fahrzeugteile gestohlen zu haben. Der Schaden belaufe sich auf mindestens fünf Millionen Euro, hieß es in einer Mitteilung aus Litauen.
21.10.2015 Ta