Berlin/München (wel) – Dieser Film war eine besondere Herausforderung für das XY-Team. Rekonstruiert wurde der Tunnel-Coup von Berlin, der Mitte Januar 2013 Schlagzeilen machte. Die Darsteller gruben, hackten und bohrten sich durch das Filmset. So wie es die echten Gangster in Berlin-Steglitz monatelang auch getan hatten. Ihr Tunnel, der zielgenau am Tresorraum einer Bank endete, wurde für die Dreharbeiten nachgebaut. Der Film wurde in der XY-Sendung am 7. August 2013 gesendet.
XY-Regisseur Peter Ladkani und sein Team drehten den wohl aufwändigsten Film, der bisher in XY gezeigt wurde. Denn das war von vornherein klar: Eines der spektakulärsten Verbrechen in Deutschland kann man nicht in dem üblichen XY-Schema von 7 bis 10 Minuten abhandeln. Der Film hat denn auch für XY-Maßstäbe Überlänge: In 30 Minuten erfahren die Zuschauer, wie akribisch die Tat geplant war und wie sich die Berliner Kripo den Hergang aufgrund der Spurenlage sowie der Zeugenaussagen vorstellt.
Originalgetreue Kulissen
Allein der Bau der Kulissen dauerte drei Wochen. Filmausstatter Stefan Cohrs und seine Helfer rekonstruierten für die Dreharbeiten den im Original 45 Meter langen Stollen, den die Gangster von einer Tiefgarage aus in Richtung Volksbank Steglitz vorangetrieben hatten.
Eine ehemalige Bundeswehr-Halle im Münchner Norden wurde zum Filmstudio umfunktioniert. Mit 10 Kubikmeter Holz wurde der Tunnel dort filmgerecht nachgebaut – 16 Meter lang und mit Aussparungen für die Kamera. Damit die Schauspieler etwas zu buddeln hatten, wurden neun Tonnen Sand herangekarrt und in dem Holzstollen aufgeschichtet. Dazu kamen noch jede Menge Gestein und Geröll, an denen sich die echten Täter vermutlich die Finger wund hackten. In der Filmkulisse bestanden die felsigen Hindernisse allerdings weitgehend aus Pappmaschee.
Winkel extra angefertigt
Besonderen Wert legte Kulissenbauer Cohrs auf originalgetreue Winkel, wie sie die Gangster für ihre Tunnelverschalung benutzt hatten. 250 Exemplare wurden extra für den Tunnelnachbau angefertigt und montiert. Heute Abend in XY sind diese Bauteile wichtige Ansatzpunkte. Die Kripo erhofft sich davon wertvolle Hinweise.
Der Film zeigt exakt, wie profihaft die Millionendiebe von Berlin vorgegangen sein müssen. Dennoch: Mehrfach waren sie in Gefahr, entdeckt zu werden. Aber sie hatten Glück und landeten Mitte Januar 2013 im Tresorraum der Bank. Dort knackten sie über 300 Schließfächer und plünderten sie. Der Wert der Beute geht in die Millionen. Vieles konnten die fünf bis acht Männer gar nicht mitnehmen. Im Tresorraum und im Tunnel sollen die Täter ganze Geldbündel und etliche Schmuckstücke verloren haben.
Mit dem Kernbohrer durch die Hallenwand
Auch der Durchbruch vom Tunnel in den Tresorraum wird in dem Film originalgetreu nachgespielt. Mit einem 60 cm großen Diamantkernbohrer wurde in der stillgelegten Bundeswehr-Halle die 25 cm starke Stahlbetonwand durchbohrt. Für den dahinter liegenden „Tresorraum“ waren sieben Geldschränke mit rund 400 Schließfächern besorgt und an den Drehort geschafft worden. Zu guter Letzt wurde der „Tresorraum“ – so wie am Original-Tatort – dann auch noch abgefackelt. Allerdings blieb der Brandschaden bei dem Verbrechen relativ gering, da die Flammen nicht genügend Sauerstoff hatten.
Natürlich hoffte das XY-Team, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat und die Kripo mit Hilfe der XY-Zuschauer in ihren Ermittlungen weiterkommt. Schließlich ging es – wie in dem Fahndungsfilm auch zu sehen – nicht nur um Schmuck, Geld und Wertpapiere, die verschwunden sind. Manche Kunden hatten in den Schließfächern auch ihre persönlichen Erinnerungen deponiert – alte Fotos etwa und Familien-Erbstücke, die unersetzlich sind und deren Verlust besonders schmerzt.
Fotos: Securitel