Eine Woche nach dem Fund einer ermordeten 20-Jährigen fasst die Polizei den mutmaßlichen Täter, Dominik R.. Die Spur hatte der Partner der Toten selbst gelegt – mit Mails an Bekannte und Verwandte. Darin stand, er wolle noch Urlaub machen, bevor er sich stelle. «Aktenzeichen XY… ungelöst» hatte am 16. November 2016 die Fahndung nach Dominik R. ausgestrahlt.
Freyung (wel) – Gefängnis statt Strandurlaub: Dominik R., mutmaßlicher Mörder einer 20-jährigen Frau aus Niederbayern, ist in Spanien festgenommen worden. Zu ihrer großen Erleichterung fanden die Spezialeinsatzkräfte auch den gemeinsamen Sohn des Paars bei dem Gesuchten. Der Kleine ist wohlauf, wie die bayerische Polizei mitteilt. Beide sind inzwischen wieder zurück in Bayern – allerdings getrennt: der Vater in U-Haft, sein Sohn in der Obhut des Jugendamts. Der anderthalb-jährige Junge wird wohl bei Pflegeeltern aufwachsen.
Der 22 Jahre alte Tatverdächtige war nach dem gewaltsamen Tod seiner Partnerin mit dem Kleinkind aus Freyung geflohen. Mitte November wurden er und das Kind in «Aktenzeichen XY… ungelöst» gesucht. Doch dann brachte er die Fahnder selbst mit einer bizarren Botschaft auf seine Spur.
Nach dem Fund der Leiche der jungen Frau hatte der mutmaßliche Mörder mehreren Menschen aus seinem Umfeld ein Foto von sich und seinem Sohn geschickt – aus dem Ausland, wahrscheinlich aus Frankreich. Dazu schrieb er laut Polizei, er werde noch ein paar Tage Urlaub machen und sich dann stellen. Die Beamten suchten deshalb in der vergangenen Woche mit Hochdruck und europaweit nach dem jungen Mann. Die Kripo Passau richtete eine 20-köpfige Sonderkommission ein.
Den Namen des Bruders benutzt
Deren Ermittlungen führten in den Küstenort Lloret de Mar, wo spanische Spezialeinheiten den 22-Jährigen in einem Apartmenthaus verhafteten. Er hatte dort unter dem Namen seines Bruders eingecheckt. Die Polizisten fanden auch das Fluchtauto des Mannes. Die Staatsanwaltschaft Passau stellte umgehend einen Auslieferungsantrag an die spanischen Behörden.
Bei den Verantwortlichen war die Erleichterung groß, das Kind unversehrt vorzufinden. «Der Schutz des Kindes hatte für uns immer oberste Priorität.» Der Kleine kam nach der Festnahme vorübergehend in eine spanische Jugendhilfeeinrichtung.
Bizarre Tätowierungen
Die spanische Polizei war entsetzt darüber, dass sich der 22-Jährige wohl nach dem Tod seiner Partnerin mit bizarren Tätowierungen schmücken ließ. Die Beamten bezeichneten es als «makaber», dass er sich den Namen und das Geburtsdatum des Opfers, ein Kruzifix mit dem mutmaßlichen Datum der Ermordung – 27.10.2016 – sowie «Gracias por todo» («Danke für alles») habe tätowieren lassen.
Die Mutter des Opfers hatte die Leiche in einem Mehrfamilienhaus in Freyung entdeckt – versteckt in einem Plastiksack. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil ihre Tochter über längere Zeit nicht zu erreichen gewesen war. Dem Obduktionsbericht zufolge war die junge Frau zu diesem Zeitpunkt bereits bis zu drei Wochen lang tot.
Für die Polizei kein Unbekannter
Ihren Partner hatten die Ermittler rasch als dringend tatverdächtig ausgemacht. Weil sie ihn bereits im Ausland vermuteten, wurde er mit internationalem Haftbefehl gesucht. Dominik R. ist für die Polizei kein Unbekannter, er war wegen mehrerer Einbruchsdiebstähle bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
19.11.2016 wel
aktualisiert 02.12.2016 wel