Albtraum statt Traumwohnung

Betrüger vermieten nicht existente Ferienwohnungen auf Sylt

Westerland/Sylt (dpa). Zahlreiche Sylturlauber aus ganz Deutschland sind von Betrügern über ein Internetportal um Geld und Unterkunft gebracht worden. Die Touristen buchten über das Portal Ferienwohnungen auf der Insel, wie die Polizei berichtet. Anschließend wurden den Angaben zufolge jeweils mehrere Hundert Euro als Anzahlung überwiesen. Auf Sylt angekommen, mussten die Urlauber erkennen, dass ihre Unterkünfte gar nicht existierten. Namen, Adressen und andere Angaben auf der Internetseite waren laut Polizei ebenfalls ausgedacht oder aus Verzeichnissen entnommen.

Das ganze Ausmaß des Schadens ist noch nicht absehbar – aus dem gesamten Bundesgebiet treffen weitere Anzeigen ein oder wurden bereits angekündigt. Nach Polizeischätzungen dürfte der Schaden aber bei 30.000 bis 40.000 Euro liegen. 16 Fälle seien bei der Kriminalpolizei angezeigt worden, berichten die Fahnder. Die Ermittler gehen aber von weit mehr Fällen aus und rechnen mit weiteren Anzeigen. Den Betroffenen rät die Polizei, jeden Verdacht zu melden. Außerdem sollten Betrugsopfer versuchen, Überweisungen rückgängig zu machen. Die Internetseite (www.traum-wohnung.org) soll mehr als einen Monat lang online gewesen sein.

Beim Landeskriminalamt Schleswig-Holstein sind nach Angaben eines Sprechers keine ähnlichen aktuellen oder früheren Fälle bekannt. Das Bundeskriminalamt konnte keine detaillierten Angaben zu vergleichbaren Fällen in anderen deutschen Urlaubsregionen machen. Allerdings wurden erst vor wenigen Tagen in Spanien zwei Deutsche festgenommen, die im letzten Jahr mit derselben Masche Urlauber betrogen haben sollen. Sie warten derzeit auf ihre Auslieferung.

Ein schwarzes Schaf
Tourismusorganisationen äußern sich unterdessen beschwichtigend. Die Seite existiere ja inzwischen nicht mehr, sagte Kristina Kreiss vom Insel Sylt Tourismus-Service. Einige Betroffene haben sich an die Einrichtung gewandt und Ausweichquartiere gesucht. «Da konnten wir auch helfen.» An einen möglichen Imageschaden glaubt Kreiss nicht. Auch Jutta Vielberg vom Sylt Marketing nimmt das nicht an.

Ähnlich sieht es der Pressesprecher der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, Marc Euler. «Die Sache ist sehr bedauernswert für die Gäste, die es getroffen hat.» Es sei aber kein offizieller  Anbieter gewesen – «es war ein schwarzes Schaf». An einen ähnlichen Fall kann sich Euler nicht erinnern. Es habe zwar Fälle gegeben, in denen ein Angebot nicht zu 100 Prozent korrekt beschrieben wurde. Dies jedoch sei eine «Masche, die ich so in der krassen Form noch nicht erlebt habe».

In einem Internetforum tauschen sich inzwischen Betroffene aus und zeigen sich schockiert über den Betrug. «Das eigentlich Niederträchtige ist, dass man Urlaub mit Arbeit und Familie abgestimmt hat und sich mit seinen Mitreisenden darauf freut, denn das ist unbezahlbar», schrieb ein Nutzer.

Foto: Erich Westendarp/pixelio.de

14.08.2014 Ta