Berlin (dapd). Sie hatten alles: Eine Karriere, Gesundheit und die Bewunderung der Fans. Woche für Woche spielten die ehemaligen Fußballprofis Süleyman Koc und Guido Kocer beim Drittligisten SV Babelsberg 03. Sie kannten das Gefühl, im Stadion bejubelt zu werden. Doch der Sport war nicht alles in ihrem Leben. Falsch verstandene Freundschaft“ und „Abenteuerlust“ brachten sie schließlich vor Gericht. Denn in ihrer Freizeit hatten sie sich einer Gruppe von sieben jungen Männern angeschlossen, die mit Raubüberfällen „Cash machen wollten“.
Am Donnerstag wurde Koc vom Landgericht Berlin wegen seiner Beteiligung an den Raubzügen zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass er sich des schweren Raubes und der Körperverletzung schuldig gemacht hatte. Eine Haftverschonung wurde dem Mittelfeldspieler nicht gewährt, weil dem Gericht zufolge weiterhin Fluchtgefahr besteht.
Angeklagter war geständig
Am Ende hatte der 22-Jährige seinen Ausflug ins kriminelle Milieu nicht mehr geleugnet. Bereits im laufenden Prozess gestand er, sich zwischen Februar und April dieses Jahres an fünf Überfällen als Fluchtfahrer beteiligt und in einem Fall den Lockvogel gespielt zu haben. Koc war es auch, der seinen Vereinskameraden der Räuberbande vorstellte. Für Guido Kocer war das ein verhängnisvolles Treffen, das er fast mit dem Ende seiner Karriere bezahlen musste.
Doch in seinem Fall ließen die Richter noch einmal Milde walten. Kocer, der inzwischen beim Zweitligisten Erzgebirge Aue spielt, wurde nur zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten wegen Beihilfe zum Raub verurteilt. Das Gericht war überzeugt, dass der 23-jährige Stürmer nur an einem Überfall beteiligt war – aus eigenem Antrieb, wie die Richter urteilten. Jedoch habe sich Kocer in der festgefügten Gruppe wie ein „Zuschauer“ verhalten, der offenbar „aus der Laune heraus teilnehmen wollte“. Kocer selber hatte zuletzt eingeräumt, die Tat als „Abenteuer“ gesehen zu haben.
Insgesamt sieben Überfälle
Das erhoffte „Abenteuer“ hatte sich im April abgespielt: Gemeinsam mit den sieben Mitangeklagten hatten die beiden Kicker ein Casino in Moabit überfallen. Zunächst hatten die Profi-Fußballer zusammen den Tatort ausgekundschaftet. Kocer gab dann später der Bande das Zeichen zum Losschlagen.
Ohne Kocer organisierte die Bande noch weitere Raubzüge. Insgesamt sieben Cafés, Spielhallen und Geschäfte wurden geplündert. Dabei erbeuteten sie bis zu 20.000 Euro. Gegen die weiteren Bandenmitglieder, die zwischen 18 und 21 Jahre alt waren und unter denen sich auch der Bruder von Süleyman Koc befand, verhängte das Gericht Strafen zwischen 19 Monaten auf Bewährung und bis zu vier Jahren Haft.
Falsch verstandene Freundschaft
Im Gegensatz zu vielen seiner Mitangeklagten hielt das Gericht Kocer zugute, dass er im Nachhinein 3.000 Euro an die Geschädigten des Casino-Überfalls gezahlt hatte. Auch Süleyman Koc hatte 1.000 Euro als Schadenswiedergutmachung geleistet. Er sei zwar nicht direkt an Gewalthandlungen beteiligt gewesen. Spätestens bei seinem zweiten Überfall habe er aber gewusst, dass es dabei „zur Sache geht“, hieß es im Urteil.
In der Tat hatte Koc bei den Überfällen ein „ungutes Gefühl“, wie er bestätigte. „Aus falsch verstandener Freundschaft und Verbundenheit“ habe er sich dennoch fünfmal gegen sein „Unbehagen entschieden“.
Koc muss Karrierepause einlegen
Trotz der Haftstrafe zeigte sich Koc am Ende über die Strafhöhe sichtlich erleichtert. Denn mit dem Urteil blieb das Gericht weit unter dem Antrag des Staatsanwalts, der sechs Jahre und zehn Monate Haft beantragt hatte. Die Verteidigung hatte indes für eine „angemessene Strafe“ plädiert, die der 22-Jährige im offenen Vollzug verbüßen sollte. Doch das ging den Richtern zu weit. Sie lehnten eine Haftverschonung ab – und legten die Karriere von Koc auf Eis.
23.12.2011 Ta
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