Berlin (dpa). In Deutschland sind immer mehr kriminelle Banden aktiv – viele von ihnen werden von Polen, Litauen und Albanien aus gesteuert. Das geht aus einem aktuellen Lagebericht zur Organisierten Kriminalität hervor, den Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) diese Woche in Berlin vorstellte. «Die internationale Kriminalität ist an unserer Haustür angekommen», sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke.
Laut Lagebericht stieg die Zahl der Tatverdächtigen aus Litauen im vergangenen Jahr von 497 auf 924 an. Einen ähnlichen Zuwachs verzeichneten die Fahnder auch bei Verdächtigen aus Polen und Litauen. Die polnischen und litauischen Gruppen seien darauf spezialisiert, Autos zu stehlen und anschließend in ihre Heimatländer zu verfrachten, hieß es. Albanische Banden begegneten den Fahndern 2013 dagegen vor allem im Bereich Rauschgifthandel. Bandenmitglieder aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion fielen vor allem als Ladendiebe, Räuber und Einbrecher auf.
Länderübergreifende Zusammenarbeit teilweise schwierig
Die Zusammenarbeit mit Albanien bei der Kriminalitätsbekämpfung ist laut de Maizière nicht optimal. Aufgrund der «Verflechtung der Organisierten Kriminalität bis in den staatlichen Apparat» sei diese Zusammenarbeit für die Verantwortlichen in dem Nato-Land oft schwierig und erfordere großen persönlichen Mut. Auch die Kooperationsbereitschaft Serbiens lasse zu wünschen übrig, klagte der Minister. Dies müsse auch in den EU-Beitrittsverhandlungen mit Serbien offen angesprochen werden.
Die Zahl der Tatverdächtigen im Bereich der Organisierten Kriminalität in Deutschland stieg 2013 insgesamt um knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 9.155. Gleichzeitig sei auch die Zahl der Ermittlungsverfahren gestiegen – von 568 auf 580 Verfahren, sagte Ziercke. Seinen Angaben zufolge kämpfen die Behörden mit wachsenden Problemen bei der Überwachung der Kommunikation zwischen Bandenmitgliedern, weil immer mehr von ihnen Verschlüsselungssoftware benutzen.
Ein Viertel weniger türkische Verdächtige
Deutsche Staatsbürger stellten zwar unter den mutmaßlichen Angehörigen von Verbrecherbanden auch 2013 mit Abstand die größte Gruppe (40,5 Prozent). Das Innenministerium stellt in seiner jüngsten Statistik allerdings heraus, dass 9,2 Prozent der tatverdächtigen Deutschen bei ihrer Geburt eine andere Staatsangehörigkeit hatten. Ein Großteil der deutschen Verdächtigen gehört der Rockerszene an. Gegen sie wurde den Angaben zufolge vorrangig wegen Gewaltdelikten und Erpressung ermittelt. Einige der Rockergangs hätten zuletzt wohl ihre «Aufnahmerituale gelockert», sagte Ziercke.
Die Zahl der türkischen kriminellen Banden ist laut Lagebericht rückläufig. In den vergangenen fünf Jahren sei die Zahl der türkischen Verdächtigen um knapp ein Viertel gesunken, hieß es. 2013 ermittelte die Polizei gegen 928 türkische Staatsangehörige.
05.10.2014 Ta