Das Motiv ist nackte Gier – Unlautere „Herzkreise“

„Zahle 5.000 Euro, bekomme 40.000 Euro!“ Ein verlockendes Angebot! Nicht nur in Kölns feiner Damengesellschaft kursierte ein Abzock-Spiel der besonders unverschämten Masche: „Herzkreis“. Das Perfide daran: Das Spiel wurde als soziale Tat oder esoterische Meditationsgruppe getarnt, obwohl es sich dabei um ein sittenwidriges Schneeballsystem handelt.

Pyramidenspiel und Kettenbriefe
Die Masche ist simpel und meist gleich. Ein Initiator beginnt: Er fordert andere auf, Geld zu zahlen. Diese müssen wiederum andere anwerben, weiter Geld zu zahlen. So setzt sich diese Kette wie eine Lawine fort, deshalb: „Schneeballsystem“.

Was ist ein Kettenbrief?
Bei einem typischen Kettenbrief schickt ein Initiator oft völlig fremden Menschen einen Brief mit einer Namensliste, an deren Spitze der Name des Anwerbers selbst steht. Die Angeschriebenen werden aufgefordert, einen bestimmten Betrag an die Person an der Spitze der Liste zu schicken und ihren eigenen Namen ans Ende der Liste zu setzen. Zu Geld kommt man nur, wenn genügend neue Mitspieler mitmachen, die Geld bezahlen und wiederum ihren Namen ans Ende der Liste setzen. Jeder Name sollte irgendwann also einmal an der Spitze der Liste stehen und seinem Besitzer haufenweise Geld einbringen – theoretisch!

Was ist ein Pyramidenspiel?
In einem Standard-Pyramidenspiel wird ein Teilnehmer aufgefordert, einem Anwerber einen bestimmten Geldbetrag zu übergeben, etwa 100 Euro. Dieser neue Teilnehmer wirbt dann seinerseits zehn weitere Teilnehmer, die ihm nun jeweils 100 Euro übergeben. In diesem Beispiel würde der Teilnehmer dann 900 Euro (100 Euro Einsatz sind abgezogen) gewonnen haben. Damit niemand bei diesem Spiel verliert, müsste das Anwerben bis in alle Ewigkeit weitergehen. Pyramidenspiele gibt es in zahlreichen Modifikationen. Das Grundsystem ist aber immer gleich.

„Herzkreise“: Gleiches Spiel – gleiches Glück?
Auch bei dieser Variante basiert das Spiel auf dem Schneeballprinzip. Stellen Sie sich eine auf dem Kopf stehende Pyramide vor: Acht Damen stehen in der obersten Reihe, dann vier, dann zwei und in der Spitze steht eine einzige Frau. Das ist ein „Herzkreis“. Die acht Damen aus der obersten Reihe beschenken das einzelne Herz in der untersten mit jeweils zum Beispiel 5.000 Euro. Die Gewinnsumme beläuft sich also auf 40.000 Euro! Dann scheidet die Gewinnerin aus. Die beiden Herzen aus der zweiten Reihe von unten rücken nach, müssen jedoch acht neue Zahlherzen rekrutieren. So verdoppelt sich die Anzahl der parallel laufenden „Herzkreise“ mit jeder Runde.

In Runde zehn spielen bereits 8.191 Frauen mit. In Runde 20 müssten acht Millionen Frauen mitspielen, in Runde 23 ganz Deutschland. Wie soll das gehen?

Frauen zocken ihre Freundinnen ab
Die Gier nach Geld kann das Denken eines Menschen radikal verändern. Die Mitspielerin eines solchen Spiels muss auf der Basis des Vertrauens neue Mitspieler anwerben. Also rücken Freunde, Bekannte und Familie ins Blickfeld, die man überreden muss, völlig Fremden das sauer verdiente Geld zu schenken. Ehekrisen, Verlust von Freundschaften und Familienächtung sind die Folge: sonst nichts! Man betrügt seine Lieben.

Deckmantel „Nächstenliebe“
Die Geldgeschenke werden mit esoterischem Touch der „inneren Befreiung“ verkauft: Positive Energie fließe, sobald man sich von einem gewissen Geldbetrag „befreie“. Oder aber: Behauptet wird, dass ein Teil des Geldgewinns zum Beispiel für „Frauen in Not“ bestimmt sei. Bei bedürftigen Mitbürgerinnen kommt das Geld allerdings nie an.

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