Frankfurt/Main (dapd-hes). Thomas F. strahlt vor dem Landgericht Frankfurt am Main eine eigenartige Ruhe aus. Beinahe sanftmütig hört er die Belehrung des Vorsitzenden Richters, dass er zu den 19 angeklagten Fällen aussagen oder schweigen könne. F. nickt gewissenhaft. Am ersten Prozesstag ergreift jedoch vorerst nur der Verteidiger des mutmaßlichen Gewaltverbrechers das Wort. Sein Mandant werde sich an den kommenden Verhandlungstagen zu allen vorgeworfen Taten äußern. F. muss sich seit Mittwoch wegen schweren Raubes und schwerer räuberischer Erpressung in jeweils neun Fällen verantworten.
Bei der aufsehenerregenden Entführung eines Linienbusses mit acht Fahrgästen in Kronberg im Dezember 2011 steht der 47-Jährige zudem unter Verdacht, erpresserischen Menschenraub begangen zu haben. Auch soll er sich der Polizei unter Vorzeigen einer Waffe widersetzt haben.
Trotz der Serie der vorgeworfenen Taten dauerte der erste Prozesstag nur 35 Minuten und ging am Vormittag nach Verlesung der Anklageschrift zu Ende. Ursprünglich war F., der mit blauen Jeans und rot gestreiftem Hemd zum Gericht kam, wegen 31 Taten angeklagt. Jedoch wurden zwölf Vergehen wegen vergleichsweise geringen Gewichts wieder fallen gelassen.
Todesängste ausgestanden
Mit einer Schreckschusspistole vom Typ Walther P99, geladen mit Pfeffer-Reizstoff, soll der Angeklagte im vergangenen Jahr sein Unwesen getrieben haben. Laut Anklage verschreckte er mehrere Kioskbesitzer und Ladeninhaber, um von ihnen Bargeld zu erpressen. Etwa unter dem Vorwand, Zigaretten zu kaufen, soll er beim Bezahlen die Pistole statt der Geldbörse aus dem Rucksack gezogen haben.
Auch Autofahrer soll er auf offener Straße bedroht haben, etwa an einer roten Ampel oder auf dem Parkstreifen. Der Staatsanwaltschaft zufolge brachte F. dadurch mehrere Wagen in seine Gewalt.
Bei allen Überfällen sei den Bedrohten nicht klar gewesen, dass es sich bei den Angriffen nicht um eine scharfe Waffe handelte“, erklärte die Staatsanwältin. Sie hätten um ihr Leben gebangt.
200 mögliche Zeugen
Für den Prozess sind 16 bis 17 Gutachter geladen. Etwa 200 Zeugen aus dem In- und Ausland könnten theoretisch aussagen. Wie viele Zeugen letztlich zum Prozess bestellt würden, liege im Ermessen des Gerichts, sagt der Gerichtssprecher Klaus Wiens. Eine vergleichbare Serie zu verhandelnder Taten sei ihm jedoch nicht bekannt.
Thomas F. galt bis zu seiner Festnahme am 19. Februar in Schleswig-Holstein als einer der meistgesuchten Verbrecher Deutschlands. 5.000 Euro Belohnung waren für sein Ergreifen ausgesetzt. Das Gericht hat zunächst zehn Verhandlungstage angesetzt. Wann ein Urteil gesprochen wird, ist Wiens zufolge noch nicht absehbar.
13.09.2012 Ta
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