Der „Mittagsmörder“ darf raus

Nach fast 50 Jahren Knast: 74-Jähriger bekommt Bewährung

Nürnberg (dpa) – Nach fast einem halben Jahrhundert im Gefängnis kommt der sogenannte Mittagsmörder im März auf Bewährung frei. Der heute 74-Jährige hat in den 60er Jahren fünf Menschen im Großraum Nürnberg umgebracht – stets um die Mittagszeit. 1967 sprach das Landgericht Nürnberg-Fürth den damals 26 Jahre alten Klaus G. des fünffachen Mordes schuldig und verurteilte ihn zu lebenslanger Haft. Bislang waren seine Versuche, in Freiheit zu kommen, stets gescheitert. Das Risiko, dass der Mann erneut ein Verbrechen begehen könnte, wurde als zu hoch eingeschätzt.

2012 entschied das Nürnberger Oberlandesgericht (OLG) dann, dass der Rest der Haft zum 1. März 2015 zur Bewährung ausgesetzt wird. An dieser Entscheidung habe sich auch nach einem weiteren Sachverständigen-Gutachten im Jahr 2014 nichts geändert, teilte OLG-Sprecher Michael Hammer mit. Und daher komme Klaus G. nun frei. Bei der Einstufung des Mannes als nicht gefährlich spielt auch sein fortgeschrittenes Alter eine Rolle.

Neues Zuhause: Männerwohnheim
Kaum ein anderer Häftling hat bisher so lange wie der «Mittagsmörder» im Gefängnis gesessen. Hammer nennt den Fall «relativ einmalig». 1965 wurde Klaus G. festgenommen. Zusammen mit der Untersuchungshaft wäre er im kommenden Juni 50 Jahre in Haft gewesen.

Da der 74-Jährige keine Verwandten hat, bei denen er unterkommen kann, soll er nach seiner Entlassung in einem Männerwohnheim untergebracht werden, in dem er von Sozialarbeitern betreut wird. «Zwei Einrichtungen in Bayern sind bereit ihn aufzunehmen», so Hammer. Wo diese sind, will die Justiz nicht sagen, um dem Mann eine Chance auf Resozialisierung zu geben.

Intensiv auf Freiheit vorbereitet
In den vergangenen Jahren wurde G. auf sein Leben in Freiheit vorbereitet. Im Gefängnis bekam er von zahlreichen Neuerungen nur wenig mit. Wie mehrere Medien berichtet hatten, unternahm der Mann aus der Justizvollzugsanstalt in Straubing heraus unter Aufsicht Ausflüge mit anderen Häftlingen. Außerdem habe man ihm gezeigt, wie man Geld an einem Bankautomaten abhebt, was ein Smartphone ist und wie man in einem Discounter einkauft.

2012 schrieb Klaus G. in einem Leserbrief an die «Hersbrucker Zeitung», er habe sich seit den Taten «vollkommen geändert». Er bereue sie zutiefst. Die Opfer und ihre Angehörigen täten ihm leid.

Foto: Mattes / wikipedia.de

18.02.2015 wel