Berlin (dapd). Vom ersten Prozesstag an war der Angeklagte Torben P. bemüht, dem Eindruck eines brutalen Schlägers
entgegenzuwirken. Ordentlich gekämmt, in hellblauem Hemd und dunkelblauer Stoffhose wirkte er wie ein wohlerzogener Junge aus gutem Hause. Bilder einer Überwachungskamera zeigen hingegen einen Jugendlichen mit kurz geschorenem Haar und lässiger Kleidung, der auf einem U-Bahnhof mit voller Wucht immer wieder auf den Kopf eines Mannes eintritt. Danach tänzelt er triumphierend herum. Torben P. wird vorgeworfen, am Karsamstag auf dem Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße einen 29-Jährigen fast tot getreten zu haben. Das Opfer Markus P. hatte eine Gehirnerschütterung, mehrere Platzwunden und einen Nasenbeinbruch erlitten.
Am Montag (19. September) wird vor dem Landgericht Berlin das Urteil verkündet. Die Ankläger haben wegen versuchten Totschlags vier Jahre Jugendhaft für den 18-Jährigen gefordert. Die Verteidigung sprach sich für eine Strafe wegen Körperverletzung aus und verlangte «nicht mehr» als zwei Jahre auf Bewährung.
Wie gefällt zu Boden
Nach sechs Verhandlungstagen steht fest: Torben P. und sein ebenfalls angeklagter Freund Nico A. waren stark alkoholisiert, als sie nach einer Geburtstagsfeier am Karsamstag gegen 3.30 Uhr auf dem Bahnsteig auf das spätere Opfer trafen. Der ebenfalls angetrunkene Installateur saß halb schlafend auf einer Bank, als sich die Angeklagten zu ihm setzten und auf ihn einredeten. Bereits auf dem Weg zum Bahnhof hatten sie Streit mit Passanten gesucht.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft gingen die Angeklagten Markus P. so lange auf die Nerven, bis dieser aufstand und sich gegen die «permanente Belästigung zur Wehr setzte». Als der Handwerker auf Torben P. zuging, habe dieser ihm einen Schlag mit einer fast halb vollen Flasche versetzt, so dass er «wie gefällt» zu Boden ging. Danach habe er ihn «gezielt und ausschließlich» gegen den Kopf getreten, hieß es.
18.09.2011 dv