Berlin/Nürnberg (dv) Der Nachbar war ihm ein Dorn im Auge – da griff der Mann zum Luftgewehr und schoss auf den Anderen. Danach verschanzte er sich unter Drohungen. Eine Verhandlungstruppe der Polizei rückte an – und machte dem üblen Treiben ein Ende. So berichtete e110 gestern.
Bleibt die Frage: Wer steckt hinter dem Begriff Verhandlungstruppe“? Was sind das für Typen, die zum Einsatz kommen, wenn erstmal nur noch Reden hilft? Die die Kastanien aus dem Feuer holen müssen, wenn jemand von der Brücke springen will oder scheinbar grundlos um sich ballert? Oder eine Geisel geommen hat? Werner Mikulasch, Leiter der Verhandlungstruppe Mittelfranken, hat das sehr genau beschrieben:
„Das sind lebens- und berufserfahrene Polizeibeamte aus den verschiedensten Sparten. Sie müssen teamfähig und stressstabil sein und sehr gute analytische Fähigkeiten haben. Sie werden in einem Auswahlverfahren getestet.“
Wann kommen sie zum Einsatz?
„Bei Geiselnahmen, Erpressungen, Entführungen und Konfliktsituationen: Wenn ein Suizident von der Brücke springen will oder sich der Ehemann beispielsweise beim Familienstreit in der Wohnung verschanzt hat.“
Nun gut, Sie werden geholt. Ein wildfremder Mensch ist ausgerastet. Sie kennen den doch gar nicht – und viel Zeit zur Vorbereitung bleibt auch nicht.
„Man muss sich über die Person informieren, damit man sie etwas einschätzen kann. Man fragt Eltern, den Partner oder Kinder: Ist das ein emotionaler oder eher ein sachlicher Typ? Man fängt ja nicht einfach zu reden an, sondern überlegt, mit welcher Strategie man an das Gespräch herangeht. Man überlegt, wen man als Sprecher nimmt. Der Sprecher muss die Sprache des Gegenübers beherrschen und sich auf ihn und seinen Sprachgebrauch einstellen können.“
Wie lang dauert so ein Gespräch?
„In der Regel mehrere Stunden. Wenn das Gegenüber spontan handelt, dann dauert es oft nicht solange. Wenn wir es aber mit einem Menschen zu tun haben, der sein Vorhaben geplant hat, dann kann es Stunden dauern, bis wir ihn von etwas überzeugt haben.“
04.06.2010 dv
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