1. Von Teppichen war keine Rede
„Fliegende Teppichhändler“ traten als Bauherren auf und ließen sich bei einem Dachdecker einen Kostenvoranschlag für die Bedachung einer ganzen Siedlung machen. In längeren Gesprächen bauten sie ein Vertrauensverhältnis zu ihren Opfern auf. Jeweils kurz vor Abschluss des Handels beriefen sich die Gauner dann auf ein „kurzfristiges Problem“: Eine Überweisung sei nicht rechtzeitig eingegangen…
Sie liehen sich von ihren vermeintlichen Vertragspartnern größere Summen Bargeld. Als „Sicherheit“ hinterließen sie angeblich wertvolle Orientteppiche, die sich später als billige Maschinenware entpuppten.
Meist verschwinden die Gauner bereits mit dem ersten Bargeld auf Nimmerwiedersehen. In Einzelfällen aber kommen sie mehrmals zu ihrem Opfer zurück und leihen sich immer wieder größere Beträge. Bei einem Firmeninhaber ergaunerten sich „fliegende Teppichhändler“ auf diese Weise stolze 290.000 Euro.
2. Teppiche im Urlaub
Eine Touristin in der Türkei entdeckte ein besonderes Schnäppchen. Praktisch aus dem Mutterland kaufte sie für umgerechnet 750 Euro einen angeblich wertvollen Orientteppich. Sie schleppte das gute Stück ins Flugzeug, zahlte Extragebühr für Sperrgepäck, erledigte Zollformalitäten. Und dabei hatte sie das Gefühl, eine wirklich gelungene Urlaubserinnerung zum sagenhaften Preis erstanden zu haben.
Zu Hause brauchte ein Experte keine zwei Minuten um festzustellen: billige Maschinenware, durchwirkt mit Kunstfasern. Keine 50 Euro wert!
3. Teure Urlaubserinnerungen
Ein Teppichliebhaber kaufte im Türkei-Urlaub ein tatsächlich wertvolles Knüpfwerk. Jahre später erhielt er Besuch von angeblichen Vertretern des Teppichgeschäfts. Die konnten neben der Kundenadresse sogar eine Kopie des damaligen Kaufvertrags vorweisen. Beides hatten sie sich illegal beschafft. Die Betrüger erkundigten sich zunächst, ob er mit dem gekauften Teppich zufrieden sei und tauschten Urlaubserinnerungen aus.
Dann boten sie ihrem Opfer weitere „wertvolle“ Teppiche an. Mit der Story, sie kämen soeben von einer Messe und wollten die Ware nicht zurück ins Ausland mitnehmen. Die teuren Teppiche stellten sich später als absolut minderwertig heraus.
4. „Geschenk“ für treue Kunden
Der Kunde erhielt einen Telefonanruf: Der angebliche Vertreter eines ortsansässigen Teppichgeschäfts behauptete, der Laden werde demnächst umziehen. Zuvor wolle man die treuen Kunden mit einem Geschenk belohnen.
Der Anrufer vereinbarte einen Termin und suchte sein Opfer zu Hause auf. Beim Überreichen des „Geschenks“ – ein billiger Vorleger – bot er weitere „wertvolle“ Teppiche zu angeblich günstigen Konditionen an.
5. Die Tränendrüse macht Geld locker
Eine finanzkräftige Rentnerin erhielt das Schreiben eines ihr bekannten Teppichhauses mit einem „günstigen“ Kaufangebot. Der Firmeninhaber sei gestorben und die Firma in einem finanziellen Engpass. Geschmacklose Variante: Die Firma gehe in Konkurs, der Geschäftsinhaber wolle sich das Leben nehmen …
Die Rentnerin rief an und sagte, sie habe kein Interesse an einem neuen Teppich. Wenig später kam ein angeblicher Vertreter vorbei und „lieh“ sich 5.000 Euro von ihr. Als „Pfand“ ließ er Teppiche zurück – wertlose natürlich.
6. Mondpreise bei „Räumungsverkäufen“
Ein Geschäftsmann las in einem Inserat: „Räumungsverkauf – Wertvolle Orientteppiche bis zu 70 Prozent reduziert!“ (Varianten: gedruckte Werbezettel und Postwurfsendungen). Er erwarb ein vermeintliches „Schnäppchen“: Ein Orientteppich war von einem so genannten „Mondpreis“ – also von einer extrem überteuerten Auszeichnung – heruntergerechnet. Der Teppich mit dem durchgestrichenen Preis von 15.000 Euro sollte jetzt nur noch 4.600 Euro kosten. Der Mann kaufte den Teppich, der – wie sich später herausstellte – höchstens 1.000 Euro wert war.
7. Die Masche mit dem Zoll
Eine Rentnerin erhielt Besuch von dem angeblichen Vertreter eines ihr bekannten Teppichhauses. Er verkaufte ihr zwei „wertvolle“ Orientteppiche für 3.500 Euro. Zusätzlich verlangte er noch vorübergehend 7.500 Euro „für den Zoll“. Zwei weitere Teppiche überließ er der Frau „als Pfand“. Sie zahlte 4.600 Euro in bar und stellte für den Rest einen Scheck aus.
Zwei Tage später kehrte der Mann zurück und sagte, er habe den Scheck nicht einlösen können. Die Frau erledigte das dann selbst und übergab bei einem weiteren Treffen die Summe. Nachdem das Geld „für den Zoll“ zum vereinbarten Termin nicht zurückgezahlt wurde, erstattete sie Anzeige.
8. Hauptsache: Zutritt zur Wohnung
In einer lauschigen Wohnsiedlung am Stadtrand erhielt ein Ehepaar Besuch von einem freundlichen jungen Mann. Er erkundigte sich nach dem zum Kauf angebotenen Kleinwagen vor der Tür. Die überraschte Frau antwortete, der Wagen sei gar nicht zum Kauf angeboten. Nun zeigte sich der junge Mann verwirrt und enttäuscht. Er suche schon so lange genau dieses Modell usw.. Man bot ihm zum Trost einen Kaffee an. Der Mann war so nett, dass das Gespräch sich über eine halbe Stunde hinzog.
Er war fast aus der Tür, da schlug er dem Paar vor, als Gegenleistung für die Freundlichkeiten einen super günstigen Teppich zu besorgen. Und schon rief er einen Freund an, der kurz darauf mit dem Teppich in der Wohnung stand. Das Ehepaar ließ sich überrumpeln und kaufte für teures Geld minderwertige Ware.