Offenburg (dapd-bwb). Der Diebstahl von Rhinozeroshörnern aus einem Offenburger Museum hat zwei Männern aus Großbritannien eine Haftstrafe von drei und zweieinhalb Jahren eingebracht. Amtsrichterin Ute Körber sprach sie am Freitag in Offenburg des gemeinschaftlichen schweren Bandendiebstahls schuldig.
Die beiden Männer im Alter von 31 und 29 Jahren sind nach Ansicht des Gerichts und den Erkenntnissen der Kriminalpolizei aber nur kleine Rädchen in einem Geflecht international organisierter Kriminalität: Hinter ihnen stehen anglo-irische Landfahrer, Travellers genannt. Bisher sind diese in Deutschland immer wieder durch Teerkolonnen aufgefallen, die betrügerische Angebote für Pflasterarbeiten machen.
Ein unersetzlicher Verlust
Der 31-Jährige sei der Chef der vierköpfigen Gruppe gewesen, die in einem Offenburger Museum im Februar den Rhinozeroskopf von der Wand geholt und die Hörner abgeschlagen hatte, sagte die Richterin. Dies sei ein unersetzlicher Verlust eines kulturhistorischen Wertes. Ein weiterer Komplize wurde bereits nach Jugendstrafrecht verurteilt und befindet sich inzwischen wieder auf freiem Fuß, eine 36-jährige mögliche Komplizin ist untergetaucht.
Auch wenn die Männer nicht die maßgeblichen Drahtzieher gewesen seien, gelte es, ein Zeichen zu setzen, sagte die Richterin. Sie ging mit dem von ihr festgesetzten Strafmaß jeweils um drei Monate über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus. Die Verteidigung hatte sich für eine Bewährungsstrafe ausgesprochen.
Keine unbeschriebenen Blätter
Die beiden Männer, die bei einer Fahrzeugkontrolle im März in München festgenommen worden waren, haben bereits zahlreiche Freiheitsstrafen für Delikte in Großbritannien verbüßt. Der 31-Jährige ist in Abwesenheit in Belgien wegen 32 Straftaten im Zusammenhang mit Lkw-Schiebereien zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Bei ihm ging Rainer Lienhard von der Kriminalpolizei Offenburg von ganz engen Kontakten zu den Fahrenden in England aus.
Es sei zwar anzuerkennen, dass beide ihre Straftat gestanden hätten, sagte die Richterin. Der 31-Jährige habe sich aber nicht sonderlich bei der Aufklärung der Hintergründe engagiert. Zudem sei ersichtlich, dass ursprünglich weitere Horndiebstähle in Deutschland, Österreich und Spanien geplant waren.
Hörner bereits zermahlen
Die in Offenburg gestohlenen Rhinzeroshörner sind nicht wieder aufgefunden worden. Es wird davon ausgegangen, dass sie bereits zu Pulver zermahlen wurden, das auf asiatischen Märkten astronomische Preise als Mittel gegen Impotenz erzielt. Die Kripo geht von einem Schwarzmarktpreis aus, der um die 100.000 Euro liegen könnte. Ihren Angaben zufolge wird weiter ermittelt, um doch noch an die Hintermänner der Horndiebstähle heranzukommen.
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15.09.2012 Ta / wel