Berlin (dapd). Am Dienstag hatte die Polizei die jungen Männer aus Einwandererfamilien unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Die Beamten waren den Jugendlichen durch Bilder einer Überwachungskamera auf die Spur gekommen. Der Zustand des Opfers ist äußerst kritisch.
Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) zeigte sich erschüttert über das Ausmaß der Brutalität. Er sei jedoch zufrieden, dass die mutmaßlichen Täter schnell festgenommen werden konnten.
Die vier Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren haben die Tat gestanden, sagte Steltner. Sie wollen von ihrem Opfer vor der Attacke «Sieg Heil» gehört haben und hätten sich dadurch provoziert gefühlt. Dies sei vermutlich aber nur eine Schutzbehauptung, da sie von keinem der Zeugen gedeckt werde, sagte Steltner.
Der 30-jährige Malergeselle war am vergangenen Freitag gegen 23.50 Uhr auf einem U-Bahnsteig so lange getreten und geschlagen worden, bis er bewusstlos und lebensbedrohlich verletzt am Boden liegen blieb. Der Mann liegt derzeit noch im Koma. Er hat nach Zeitungsberichten schwerste Hirnverletzungen und wird wahrscheinlich behindert bleiben, falls er je wieder zu Bewusstsein kommt. Das Opfer befand sich in der Nacht des Überfalls auf dem Heimweg mit einem Kollegen. Dieser flüchtete bei der Attacke leicht verletzt, alarmierte aber nicht die Polizei.
Zeugen sahen tatenlos zu
Zeitungsberichten zufolge wurde der Überfall von mehreren Zeugen beobachtet, einer davon habe einen Rettungswagen gerufen, die meisten hätten aber tatenlos zugesehen. Die Beamten ermitteln sogar gegen einen unbekannten Zeugen wegen Diebstahls, weil er dem bewusstlosen Maler die Jacke stahl.
«Der Senat muss Programme zur Förderung von Zivilcourage ins Leben rufen», forderte der Berliner Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Bodo Pfalzgraf, als Konsequenz.
Nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) kam es im vergangenen Jahr zu durchschnittlich zehn Übergriffen auf Fahrgäste pro Monat. Dies sei bei 2,5 Millionen täglichen Fahrgästen ein geringer statistischer Wert im Promillebereich, sagte eine BVG-Sprecherin. Die Bilder der Überwachungskameras würden normalerweise nach 24 Stunden überspielt, falls die Polizei keine Anfrage zur Durchsicht stelle. Laut RBB befand sich zum Tatzeitpunkt BVG-Personal auf dem Bahnhof.
Beamte der Operativen Gruppe Jugendgewalt (OGJ) identifizierten nach Angaben der Polizei zunächst einen 17-Jährigen auf den Bildern der Überwachungskamera. Er wurde in einer Lichtenberger Schule festgenommen. Im Laufe des Nachmittags wurden dann der 14-Jährige und zwei weitere 17-Jährige festgenommen.
Immer wieder furchtbare Einzelfälle“
Nach den Worten der Landespräventionsbeauftragten der Berliner Polizei, Susanne Bauer, ist die Jugendgewalt seit 2009 zahlenmäßig stark zurückgegangen, aber es gebe immer wieder «furchtbare Einzelfälle». Die Täter seien aber nicht brutaler geworden. 70 bis 80 Prozent der von Jugendlichen begangenen Gewaltdelikte gingen von Zuwanderern aus, Videoüberwachung allein verhindere keine Gewalt.
Die Tat weckt Erinnerungen an die tödliche Attacke auf den Geschäftsmann Dominik Brunner. Der 50-Jährige war am 12. September 2009 auf dem Bahnhof Solln in München Opfer einer Prügelattacke von zwei zum Tatzeitpunkt 17- und 18-Jährigen geworden. Er hatte sich schützend vor eine Gruppe von Jugendlichen gestellt, die von ihnen bedroht wurden. Zwei Stunden nach dem Angriff starb Brunner in einem Münchner Krankenhaus.
17.02.2011 dv
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