Dresden/Hannover (dpa). Eine kriminelle «Karriere» hat ein vorläufiges Ende gefunden. Auf einem Rastplatz in Dresden wurde ein Mann festgenommen, der bundesweit zahlreiche Supermärkte überfallen und dabei in Hannover einen Kunden erschossen haben soll. «Wir haben äußerst gesicherte Anhaltspunkte dafür, dass es sich um den mutmaßlichen Täter handelt», erklärt Oberstaatsanwalt Thomas Klinge in Hannover. Dort kam es am 4. Dezember zur folgenschwersten Tat des 43-jährigen Verdächtigen, gegen den noch am Mittag Haftbefehl wegen des Verdachts des Raubmordes erging.
Kurz vor Ladenschluss betrat der Täter damals den Markt in Hannover, bedrohte die Kassiererin mit einer Waffe und forderte Geld. Ein 21-jähriger Kunde, der dazwischenging, wurde im Handgemenge von einem Schuss getroffen und getötet. Auch auf einen weiteren 29 Jahre alten Kunden feuerte der Täter und verletzte ihn schwer. Zu der Waffe, die bei der Festnahme in Dresden durchgeladen im Wagen gefunden wurde, griff der Räuber öfter: An acht Tatorten gab er 13 Schüsse ab, wenn er nicht sofort den Kasseninhalt erhielt, eine Kassierin wurde am Fuß verletzt.
Handy wird zum Verhängnis
Mit Plakaten und Videos einer Überwachungskamera hat die
Ermittlungsgruppe «Discounter» monatelang nach dem Räuber gesucht. Spürhunde verloren seine Fährte dort, wo der Mann in seinen Fluchtwagen stieg. Bei etlichen Überfällen quer durchs Bundesgebiet wollten Zeugen den korpulenten Mann erkannt haben. Zwischendurch mutmaßten die Fahnder, es könne sich um einen Binnenschiffer handeln, dann kam es zu Taten abseits von Wasserstraßen.
Hinweise auf den dunklen Wagen des Mannes gab es an zwei Tatorten, letztlich auf seine Spur kamen die Fahnder über sein Handy, das er stets eingeschaltet bei den Überfällen dabei hatte. Als das Handy sich bei der Einreise des Polen in die Bundesrepublik in Cottbus ins deutsche Netz einloggte, setzten sich SEK-Einheiten in fünf Bundesländern in Bewegung. Über die A13 bewegte sich der Mann Richtung Dresden, wo er wohl seinen nächsten Raubzug geplant hatte – vorher griffen die Fahnder zu.
Für 43 Taten verantwortlich?
Ein Geständnis des Mannes, der in Hannover in Untersuchungshaft geht, gibt es bis jetzt nicht. Anhand von DNA-Spuren können ihm laut Staatsanwaltschaft 17 Überfälle in Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen und Bayern zugeordnet werden. Die Beute beträgt rund 100.000 Euro. «Die Täter-DNA stimmt zu 100 Prozent überein mit der DNA, die wir an einigen der Tatorte gefunden haben», so Oberstaatsanwalt Klinge. Darüber hinaus prüfen die Ermittler Zusammenhänge zu 26 weiteren Taten bundesweit.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Pole jeweils für die Taten aus seinem Heimatland nach Deutschland einreiste. Zwar verzichtete er bei den Überfällen auf Maskierung oder Handschuhe, dafür rüstete er seinen mit gestohlenen deutschen Nummernschildern versehenen Wagen mit technischer Finesse aus, wie Klinge sagte: «Die Nummernschilder konnten in Windeseile umgestellt werden auf polnische Kennzeichen.»
Fotomontage: e110
27.06.2015 Ta