Heidenheim (dv). Nach der Entführung einer Bankiersgattin in Heidenheim ist das Auto der Frau gefunden worden. Im Hof des etwa 20 Kilometer entfernten Klosters Neresheim erkannten Besucher am Freitagabend den geparkten Wagen der seit Mittwoch entführten 54-Jährigen. Von der Frau fehlt nach wie vor jede Spur. Der Wagen wird kriminaltechnisch untersucht. Fest steht inzwischen auch, dass es sich bei dem am Freitagnachmittag gefundenen Mobiltelefon um das Handy der Entführten handelt.
Appell erfolglos
Trotz dieser ersten handfesten Ergebnisse wirken die Ermittler ratlos. Sie tun, was sie können – doch die Ergebnisse sind eher frustrierend. Nach der Entführung der Banker-Ehefrau Maria Bögerl (54) hatten sie auch der Veröffentlichung eines Schreibens der Familie an die Entführer zugestimmt. Darin flehten der Heidenheimer Sparkassen-Vorstand Thomas Bögerl und seine beiden Kinder die Entführer an: „Wir haben alles getan, was Sie wollten. Wir appellieren in unserer Verzweiflung an Ihre Menschlichkeit. Bitte geben Sie uns unsere geliebte Mama, meine Frau wohlbehalten zurück. Sie hat Ihnen nichts getan. Wir flehen Sie an, unsere Bitte zu erfüllen.“
Erfolg der Veröffentlichung: bis auf den Auto- und Handyfund gleich null. Bei den mittlerweile rund 400 Ermittlern gingen rund 60 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Auch die gestrige Suche in den Wäldern – vor allem rund um den Ort der geplanten Übergabe nahe der Autobahn zwischen Heidenheim und Oberkochen – war ein Schlag ins Wasser. Rund hundert Beamte und 51 Spürhunde durchkämmten die einsame Gegend und mussten bei Einbruch der Nacht unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Warum gerade Frau Högerl?
Also heißt es heute wieder: ausrücken und jeden Stein umdrehen. Von den Entführern, die Maria Bögerl am Mittwoch in ihre Gewalt brachten, gibt es keine Signale. Heißt das (wie vermehrt von Spezialisten zu hören ist), dass sie ihr Opfer etwa hilflos irgendwo haben liegen lassen? Muss man mit dem Schlimmsten rechnen? Wie soll man sich die Täter überhaupt vorstellen?
Mehr und mehr verstärkt sich der Eindruck, dass es sich nicht um Profis handelt. Das machen Profiler schon an der Wahl des Opfers fest. In den Stuttgarter Nachrichten“ meldete sich Sicherheitsexperte Christian Schaaf, Geschäftsführer von Corporate Trust, ansässig in München, zu Wort. „Normalerweise orientieren sich Entführer an Listen, die die reichsten Menschen des Landes aufzählen“, sagt Schaaf. In der Folge würden die Opfer so lange beobachtet, bis die Täter wissen, zu welchem Zeitpunkt sie zugreifen können.
Profis suchen sich Reichere
Aber passt dann Maria Bögerl ins Opfer-Schema? Eher nicht, meint Schaaf.. Ihr Mann, Vorstandschef einer Kreissparkasse, verdient zwischen 200.000 und 250.000 Euro. „Entführer suchen sich normalerweise vermögendere Menschen“, sagt Sicherheits-Fachmann Schaaf.
15.05.2010 dv
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