Northeim (dapd). Bislang hatte Jan O. zu den Vorwürfen geschwiegen. Möglicherweise könnte das Geständnis noch am Mittwoch erfolgen. Dem Nachrichtensender N24 sagte der Leiter der Polizeiinspektion Northeim, Hans Walter Rusteberg: «Wir gehen davon aus, dass er im Laufe des Tages oder morgen früh ein Geständnis ablegen wird.»
O. war am Montagabend gegen 20.10 Uhr in einem Zug in Bodenfelde festgenommen worden. Bei seiner Festnahme hatte er – so der Leiter der Mordkommission, Hartmut Reinecke – Verletzungen an beiden Händen. Links trug er einen Verband. Die Behauptung des 26-Jährigen, er habe sich an einer Flasche verletzt und sich in einem Göttinger Krankenhaus behandeln lassen, sei rasch widerlegt worden.
«Kombination aus Würgen und Erstechen»
Die Verletzungen könnten den Ermittlungen zufolge im Zusammenhang mit dem brutalen Vorgehen des Verdächtigen stehen. Es handele sich um Verletzungen «durch scharfe Gewalt», sagte Heimgärtner. Er wisse aber nicht, ob die Verletzungen vom Zuschlagen stammten. Bei einer Durchsuchung der Wohnung von Jan O. wurden zudem blutverschmierte Kleidungsstücke gefunden. Beide Opfer seien durch eine «Kombination aus Erwürgen und Erstechen» getötet worden, sagte Kriminaldirektor Andreas Borchert.
Er betonte erneut, dass es sich bei der Tat nicht um ein Sexualdelikt gehandelt habe, obwohl die Leichen teilweise entkleidet waren. Möglicherweise habe der Täter die Jugendlichen entkleidet, um sie besser betrachten zu können, sagte Borchert. Laut Polizei war der Fundort der Leichen auch der Tatort. Opfer und Täter hätten in keinerlei Beziehung gestanden. Jan O. habe die beiden Jugendlichen offenbar wahllos ausgesucht.
Nach den beiden Morden hatte der mutmaßliche Täter möglicherweise bereits ein drittes Opfer im Visier. Der 26-jährige Jan O. habe am Sonntagabend ein weiteres Mädchen auf einem Parkplatz bei Bodenfelde angesprochen, sagte Reinecke. Die Polizei sprach von einem «Anbahnungsversuch».
Motiv: Mordlust
Der 26-Jährige war nach Aussage des angesprochenen Mädchens alkoholisiert. Er habe Handynummern austauschen wollen. Das Mädchen sei jedoch geschickt gewesen und habe nur nach seiner Handynummer gefragt. Über Internetrecherchen eines Kripobeamten ergab sich dann ein Tatverdacht gegen den Mann aus Uslar. «Wir sind absolut sicher, dass wir die richtige Person haben», sagte Reinecke.
Das Motiv könnte nach Borcherts Angaben «Mordlust» gewesen sein. O. ist laut Polizei wegen Diebstahls vorbestraft und stand bei der Tat unter Bewährungsauflagen. Seit 2003 ist er arbeitslos und hat Alkohol- und Drogenprobleme. Seine vorherigen Straftaten hätten jedoch nicht auf derartige Gewaltdelikte hingedeutet. Auf einen Bezug zu jungen Mädchen sei man erst durch den weiteren Kontaktversuch am Sonntagabend auf dem Parkplatz gekommen.
24.11.2010 dv