Ettal: Eine halbe Million für die Opfer

Das Kloster stellt einen Entschädigungsfonds bereit

 Ettal (dapd)  Die Höhe der jeweiligen Zahlungen werde sich an der Größenordnung orientieren, die die Deutsche Bischofskonferenz demnächst beschließen werde, sagte Verfassunngsrichter Jentsch. Es solle aber «jeder Fall ins Auge gefasst» werden. Durch ein Kuratorium würden «angepasste Beträge» ermittelt, die auch über diesem von der Bischofskonferenz noch zu bestimmenden Betrag liegen könnten. Das verwendete Geld werde nicht aus der Kirchensteuer oder Spendenmitteln stammen. Entgegen anderslautenden Berichten, die einen Pauschalbetrag von 5.000 Euro nannten, wollte sich Jentsch nicht auf eine bestimmte Summe festlegen.

Den Vorsitz des dreiköpfigen Kuratoriums soll die frühere Vorsitzende des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, Edda Huther, übernehmen. Außerdem sollen dem Gremium ein Vertreter einer Opferschutzorganisation sowie ein Psychiater angehören. Das Kloster selbst wird keinen Einfluss auf die Höhe einzelner Zahlungen haben.

Opfervertreter kritisiert Höhe der Zahlungen
Sollte die bereitgestellte Summe nach Bearbeitung aller Anträge nicht ausgeschöpft worden sein, will die Abtei den verbleibenden Betrag an gemeinnützige Einrichtungen in den Bereichen Kinderschutz und Opferhilfe vergeben.

Der Vorsitzende des Vereins der Ettaler Missbrauchs- und Misshandlungsopfer, Robert Köhler, sagte nach der Vorstellung des Berichts, er werte die geplanten Entschädigungszahlungen zwar als Anerkennung. Mit der erwarteten Höhe der Gelder zeigte er sich aber nicht einverstanden: Er verlangte Zahlungen in Höhe von 15.000 bis 25.000 Euro, wie dies bei vergleichbaren Fällen in Österreich geschehen sei.

Vorwürfe gegen sieben Priester
Jentschs Bericht zufolge werden sieben Ordensmitgliedern und zwei weltlichen Lehrern sexueller Missbrauch, Grenzüberschreitungen der Intimsphäre oder der Besitz von Kinderpornografie vorgeworfen. Drei Mönche und ein Lehrer leben mittlerweile nicht mehr. Gegen 15 Patres, zwei weltliche Erzieher und eine Erzieherin liegen Vorwürfe wegen Misshandlungen oder «unangemessener körperlicher Beeinträchtigung» vor. Die ersten bekannten Fälle stammen vom Ende der 1940er Jahre. Vor knapp einem Jahr waren die ersten Fälle bekanntgeworden.

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18.02.2011 dv