Zagreb/München (dpa). Nach langem politischen Tauziehen hat Kroatien den von der Bundesanwaltschaft gesuchten Ex-Geheimdienstgeneral Josip Perkovic an Deutschland ausgeliefert. Der 68-Jährige soll 1983 in Bayern einen jugoslawischen Dissidenten ermordet haben. Er wurde heute in einer Linienmaschine von Zagreb nach München geflogen. Die Bundesanwaltschaft bestätigte die Auslieferung. Perkovic sollte bis morgen dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof zur Eröffnung des Haftbefehls vorgeführt werden.
Vor dem Abflug hat das Verfassungsgericht in Kroatien den Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen die Auslieferung abgelehnt. Perkovic hatte sich gegen seine Auslieferung mit dem Argument gewehrt, dass ihn in Deutschland kein faires Verfahren erwarte. Er drohte damit, bei einer Auslieferung auch über andere umstrittene Fälle seiner langen Geheimdienstkarriere auszupacken.
Perkovic soll für die Ermordung des jugoslawischen Dissidenten Stjepan Djurekovic 1983 im oberbayerischen Wolfratshausen verantwortlich sein, bestreitet jedoch jede Verwicklung in die Tat. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, bei der Vorbereitung der Ermordung entscheidend eingebunden gewesen zu sein.
Insiderwissen über kriminelle Aktivitäten während des Krieges
Konkret wird er der Beihilfe zum Mord bezichtigt. Das Opfer wurde seinerzeit in einer als Druckerei genutzten Garage erschossen. Djurekovic gehörte den Angaben zufolge zu einer Gruppe führender jugoslawischer Oppositioneller, die nach Deutschland emigriert waren. Der Generalbundesanwalt hatte bereits 2005 einen Haftbefehl gegen Perkovic erwirkt. Seit dem Beitritt Kroatiens zur EU im Juli 2013 lag zudem ein Europäischer Haftbefehl vor.
Der kommunistische jugoslawische Geheimdienst hatte seit den 1960er Jahren in ganz Westeuropa Dutzende Regimegegner umgebracht. Perkovic soll auch großes Insiderwissen über illegalen Waffenhandel und problematische Geldflüsse während des Bürgerkrieges in Kroatien (1991-1995) besitzen.
Der Auslieferung ist ein jahrelanger Streit zwischen Kroatien und der EU vorausgegangen. Das kroatische Parlament hatte unmittelbar vor dem EU-Beitritt des Landes ein Gesetz verabschiedet, das Perkovic vor der Auslieferung schützte. Die EU-Kommission erzwang jedoch mit Druck auf Kroatien einschließlich einer Kürzung von Finanzhilfen, dass dieses Gesetz erneut geändert wurde.
24.01.2014 Ta