Seit geraumer Zeit verfügt die Fachklinik Bokholt in Schleswig-Holstein über eine eigene Entzugsabteilung für Jugendliche ab zwölf Jahren. Zwei Drittel der Jugendlichen entscheiden sich dort für den „kalten“ Entzug. Zur Linderung der Entzugserscheinungen (Krampfanfälle, Depressionen, Drogenhunger) wird Akupunktur eingesetzt, die gerade bei Crack, Ecstasy und Haschisch große Wirkung zeigt.
Zweimal täglich werden für eine halbe Stunde lang fünf Nadeln in den Rand eines Ohrs gesetzt, die den Suchthunger bremsen sollen. Dazu je eine Nadel in die Mitte des Kopfs und eine zwischen die Augenbrauen. Während der Akupunktur sollten die Patienten nicht miteinander sprechen. Auf die Jugendlichen wirkt die Behandlung so beruhigend, dass die Meisten einschlafen. Das ist gerade deshalb bemerkenswert, weil es im Entzug vielen Menschen schwer fällt, überhaupt Ruhe zu finden. Die Behandlung wird für die Dauer des Entzugs – zwei bis drei Wochen – täglich wiederholt.
Rückfall als Teil der Therapie
Drogensüchtige werden sehr oft rückfällig. In Krisensituationen, bei Trennungen, beim Tod eines nahestehenden Menschen oder dem Verlust des Arbeitsplatzes.
Die Klinik Bokholt legt daher besonderes Augenmerk darauf, Jugendliche bei Rückfällen möglichst rasch wieder aufzunehmen. Dort wird der Rückfall als Teil der Drogenabhängigkeit und ihrer Behandlung betrachtet, nicht als Scheitern. Der Entzug und der Weg zum endgültigen „Clean-Werden“ laufen in der Regel in Etappen. Dazu gehören eben auch Rückfälle. Oftmals reicht dann eine erneute Behandlung von drei bis vier Tagen.
Folgebehandlung mit Suchtakupunktur – eine Kostenfrage
Die ideale Fortsetzung der Therapie wäre nach Ansicht der Mediziner im Fachkrankenhaus Bokholt die gelegentliche ambulante Therapie mit Suchtakupunktur. Eine solche Maßnahme aber wird von den Krankenkassen nicht bezahlt.
Kinder und Jugendliche können bis zu drei Monate auf Kosten der Krankenkassen therapiert werden. So wird eine Stabilisierung ihre Zustands erreicht und die eventuell notwendige Teilnahme an einer weiteren Therapiemaßnahme vorbereitet.
Erfolgsmeldungen aus den USA
Entwickelt wurde das Therapie-Verfahren mit Ohr-Akupunktur von der NADA, der National Acupuncture Detoxification Association, einer Vereinigung von Ärzten in den USA. Die Behandlung der Drogensucht mit Hilfe von Akupunktur ist in Amerika sehr erfolgreich. In einer New Yorker Drogenklinik werden täglich bis zu 300 Patienten behandelt. 65 Prozent aller Therapierten bleiben drogenfrei. Manche kommen jahrelang immer wieder, um sich mit einer Akupunktur und einem Gruppengespräch in der Abstinenz unterstützen zu lassen.