Trier (dapd). Spektakulärer Ermittlungserfolg: Fast drei Jahrzehnte nach dem spurlosen Verschwinden einer jungen Frau aus dem nordrhein-westfälischen Eifelort Frauenkron (Kreis Euskirchen) ist jetzt ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Der heute 50 Jahre alte Mann soll seine damalige Freundin ermordet haben.
Lolita Brieger war zuletzt am 4. November 1982 lebend gesehen worden. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens erwartete die damals 18-Jährige ein Kind. Zunächst gingen die Ermittler von Selbstmord aus, denn die Vermisste hatte einen Abschiedsbrief hinterlassen.
Umfangreiche Suchmaßnahmen blieben indes erfolglos, eine Leiche konnte nie gefunden werden. Weitere Ermittlungen begründeten dann noch in den 80er Jahren den Verdacht, dass Lolita Brieger Opfer eines Verbrechens geworden sein könnte. Nachdem sich dieser Verdacht nie erhärten ließ, stellte die Staatsanwaltschaft Trier 1987 die Ermittlungen ein.
XY bringt entscheidenden Hinweis
Im Rahmen einer routinemäßigen Überprüfung von ungeklärten Tötungsdelikten griff die Kriminaldirektion Trier den mysteriösen Fall Anfang des Jahres wieder auf. Die Ergebnisse neuer technischer Ermittlungsmethoden veranlassten schließlich auch die Staatsanwaltschaft, in das Ermittlungsverfahren wieder einzusteigen. Am 24. August wurde der Vermisstenfall dann in «Aktenzeichen XY… ungelöst» behandelt.
Daraufhin gingen bei den Ermittlern mehr als 70 Hinweise ein. In den vergangenen Wochen vernahm die Kriminaldirektion mehrere Zeugen, darunter einen Mann, der nach längerer Vernehmung gestand, dem Tatverdächtigen bei der Beseitigung der Leiche geholfen zu haben.
Die Aussagen dieses Zeugen begründeten im Zusammenspiel mit weiteren Ermittlungsergebnissen den dringenden Tatverdacht wegen Mordes gegen den heute 50 Jahre alten früheren Freund des Opfers, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer auf einer Pressekonferenz. Der Tatverdächtige wurde in seinem Heimatort in der Eifel festgenommen. Er habe keinerlei Widerstand geleistet, hieß es.
Der Festgenommene schweigt
Zu den Vorwürfen schweigt sich der alleinstehende Landwirt, der auch der Vater des ungeborenen Kindes von Lolita Brieger sein soll, bislang aus. Der Zeuge allerdings behauptet, dass der 50-Jährige ihm wenige Tage nach dem Verschwinden der jungen Frau gestanden habe, die Vermisste umgebracht zu haben. Die Polizei sucht jetzt nach den sterblichen Überresten von Lolita Brieger.
Unabhängig davon, ob diese sich noch finden lassen, sind die Ermittler offenbar davon überzeugt, den Mörder gefunden zu haben und den Vermisstenfall nun vollends aufklären zu können. «Wir stehen aber noch ganz am Anfang», betonte Oberstaatsanwalt Brauer, «das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen».
Strafvereitelung ist verjährt
Der Zeuge muss kein Verfahren befürchten. Zwar habe er sich durch die Mithilfe bei der Beseitigung der Leiche einer Strafvereitelung schuldig gemacht, sagte Brauer. Doch diese Tat sei im Gegensatz zum Mord verjährt.
Fotos: Securitel
09.09.2011 dv / wel
aktualisiert: 15.09.2011 wel