Bochum (dapd). Ein Gefängnisausbrecher hat Polizei und Justiz in Bochum in Atem gehalten. Bei der Frühstücksausgabe am Morgen war die Zelle des 50-Jährigen leer. Nach stundenlanger Suche waren die Ermittler überzeugt, dass dem Mann die Flucht gelungen sei. Doch offenbar hatten die Einsatzkräfte nicht gut genug gesucht. Am Nachmittag entdeckten Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt den Häftling auf dem Dachboden der JVA.
Der Mann hatte die Gitter an seinem Fenster durchgesägt und war aus seiner Zelle geflohen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bochum sagte. Laut Justizministerium war er danach offenbar aufs Dach geklettert, hatte einige Ziegel entfernt und sich auf dem Spitzboden des Gebäudes verkrochen.
Mitarbeiter der JVA schlugen Alarm, als sie den 50-Jährigen am Morgen nicht in seiner Zelle fanden. Einsatzkräfte suchten daraufhin stundenlang mit Hunden und Hubschraubern das Gelände und das Gebiet um die JVA ab, jedoch ohne Erfolg. Erst als noch einmal die hintersten Winkel untersucht worden seien, sei der Flüchtige entdeckt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Laut Polizei ließ sich der 50-Jährige widerstandslos festnehmen.
Häftling gilt als gefährlich
Das Justizministerium hatte den Mann zuvor als gefährlich eingestuft. 1983 war er wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes mit Todesfolge sowie wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes in drei Fällen und sexueller Nötigung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden.
Bei seiner Flucht hatte er nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Hilfe von außen. Er müsse schließlich an die Gegenstände gekommen sein, mit deren Hilfe er die Gitterstäbe durchsägt habe, sagte der Sprecher.
Ein Sprecher des Justizministeriums äußerte nach der Festnahme Erleichterung. Der Fall zeige, dass die Gefängnisse in NRW sicher seien, sagte er. Der rechtspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Peter Biesenbach, hatte zuvor die Sicherheitsvorkehrungen in der JVA infrage gestellt.
Der Ministeriumssprecher betonte, die Zahl der Gefängnisausbrüche in NRW seien nach Modernisierungen Mitte der 1990er Jahre deutlich zurückgegangen. Während vorher jährlich eine zweistellige Zahl an Fällen registriert worden sei, seien in den vergangenen Jahren nur noch ganz vereinzelt Gefangene geflohen.
Zu den spektakulärsten Ausbrüchen der vergangenen Jahre zählt die Flucht der beiden Schwerverbrecher Michael Heckhoff und Peter Paul Michalski aus der JVA Aachen im November 2009. Auf ihrer Flucht hatten sie mehrere Geiseln genommen.
17.01.2012 dv