Berlin (dv) Nehmt den Rockern die Fleppen weg!“ Da schäumten sowohl die „Bandidos“ als auch die „Hells Angels“, ansonsten in fast allen Fragen des Lebens uneins. In den letzten Monaten haben sich die beiden Gruppen im Lande und vor allem in Berlin immer wieder Auseinandersetzungen geliefert. Oder zumindest öffentlich „Stärke“ demonstriert:
Der letzte Auftritt der „Bandidos“ verschreckte ahnungslose Kunden eines Einkaufszentrums im Wedding: Da marschierte eine martialische halbe Hundertschaft – die Polizei stellte bei den Männern Messer, Macheten, Schlagwerkzeuge und Pyrotechnik sicher – kettenklirrend durch die Mall. Die Beamten mussten einschreiten, es gab einen Haftbefehl, die Rocker zogen sich in ihre Nischen zurück. In der Nacht zum nächsten Morgen brannte es dann im Clubheim der „Bandidos“ in Wedding. Wieder Polzei – die die Rocker erst einmal überreden musste, dass man sie einließ. Das Feuer wurde gelöscht, Spuren gesichert, keine Verletzten.
Noch keine Verletzten
Doch Polizei und Politik sind alarmiert. „Den Bandidos laufen die Mitglieder weg und wechseln auf die Seiten der Hells Angels. Da können sie eine weitere Niederlage in Form einer bekannt gewordenen Attacke auf ihr Clubhaus nicht gebrauchen“, sagte ein Ermittler. Andere Experten warnen vor einer tödlichen Eskalation des Bandenstreits.
Jetzt geht´s ans Eingemachte
Der Landesvorsitzende der Berliner Polizeigewerkschaft Bodo Pfalzgraf, fordert nun, „die charakterliche Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen zu prüfen.“ Und bekommt prompt Beifall vom CDU-Innenexperten Kurt Wansner: „Rockern, die Straftaten begehen, könnte damit das Statussymbol entzogen werden.“
Ist das „Wegnehmen der Fleppen“ wirklich ein Rezept? Wahrscheinlich nicht, meinen Kenner der Szene. Da könnte schon eine andere Maßnahme die Gewaltbereitschaft drosseln helfen: Mächtig aufgeregt haben sich nämlich die „Angels“, als der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) „Original 81“ unter Beschuss nahm. Das sind umsatzstarke Produkte der Hells Angels. Auf die BDK-Kritik hin hatten einige Händler angekündigt, die umstrittenen Alkoholika aus ihrem Sortiment nehmen zu wollen.
Da gab´s ein Wüten in den „Hells-Angels“-Reihen. Wenn es ums Geld gehe, kennen die Rocker nämlich kein Pardon, sagt ein Ermittler. Und die bereiteten denn auch eine Art von halbherzigem Rückzug vor. Dem „Spiegel“ sagte einer, der sich Micha nannte. „Wir haben keine Lust mehr, ständig und grundsätzlich als Kriminelle dargestellt zu werden. Das muss aufhören.“
17.04.2010 dv
e110-INFO: Die größten Rockerbruderschaften – die „Hells Angels“, die „Bandidos“ und der „Gremium MC“ – können in der Region Berlin jeweils bis zu 200 Leute mobilisieren, um die Clubs gibt es Unterstützermilieu. Zum harten Kern gehören jeweils weniger als 50 Männer. Das Kräfteverhältnis hat sich zugunsten der „Hells Angels“ verschoben. Der Rockerkrieg begann vor einem halben Jahrhundert. Veteranen des Vietnamkriegs gründeten 1966 in Texas die Bandidos. Und seitdem gibt es Ärger mit den Hells Angels, 1948 von ehemaligen US-Kampfpiloten gegründet. Die beiden US-Originale haben Ableger in 100 Ländern.
„