Arnsberg/Werl (dpa). Der Gladbecker Geiselgangster Dieter Degowski bleibt in Haft, kann aber in einigen Jahren auf Freiheit hoffen. Eine Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt im westfälischen Werl nach 25 Jahren Gefängnis steht derzeit nicht an. Das verkündeten das Landgericht Arnsberg und Degowskis Anwältin Lisa Grüter heute nach einem 45-minütigen Anhörungstermin.
Die Strafvollstreckungskammer habe immerhin deutlich gemacht, «dass jetzt endlich die Entlassungsvorbereitung losgehen muss. Das dauert üblicherweise zwischen zwei und drei Jahren», sagte Grüter. Das Gericht bestätigte am Nachmittag, dass Degowski durch Lockerungen im Strafvollzug auf ein Leben in Freiheit vorbereitet werden soll. Dies sei aber mit Sicherheit ein mehrjähriger Prozess. «Entlassungsvorbereitungen» seien nötig, weil bei Degowski bisher nur wenige Lockerungen im Vollzug umgesetzt worden seien
Ein Sprecher des NRW-Justizministeriums sagte, man respektiere den Beschluss. «Das Landgericht hat damit die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, nach der auch ein Schwerstkrimineller ein Recht auf eine zweite Chance hat, umgesetzt.» Man wolle zunächst die Begründung des Beschlusses abwarten und dann zügig mit der Umsetzung beginnen. Es sei kein Zeitpunkt festgelegt, wann Degowski freikomme.
Heute nicht mehr gefährlich
Der Haftprüfungstermin fand kurz vor dem 25. Jahrestag des Gladbecker Geiseldramas statt, bei dem Degowski vom 16. bis 18. August 1988 nach einem Bankraub zusammen mit seinem Komplizen Hans-Jürgen Rösner durch Deutschland und die Niederlande geflohen war. Sie erschossen zwei Geiseln, ein Polizist verunglückte tödlich. Mehrere Menschen wurden verletzt. Das Verbrechen wirkt auch wegen des umstrittenen Verhaltens der damaligen Medienvertreter bis heute nach.
Angehörige der Opfer hatten sich gegen eine Freilassung Degowskis ausgesprochen. Die Arnsberger Kammer sprach heute auch mit einem Gutachter. Der Psychiater Norbert Leygraf halte den 57-Jährigen für nicht mehr gefährlich, hieß es vor dem Anhörungstermin.
Freiheit in greifbarer Nähe
Ihr Mandant sei schon «froh, dass er nun eine Chance auf Freiheit hat», sagte Anwältin Grüter. Seine Mindesthaftzeit hat er inzwischen verbüßt. Während Rösner als Kopf des Verbrechens gilt, wird Degowski als Mitläufer bezeichnet. Seit mehr als 20 Jahren verbüßt er seine Haft in der JVA Werl. Dort schloss er nach mehreren Anläufen eine Kochlehre ab und arbeitet als Hofreiniger. Als Gefangener soll er eher unauffällig sein.
Während Degowski zumindest therapiewillig zu sein scheint, verweigert sein Komplize Rösner immer noch jede Therapie. Seine Entlassung wird erstmals 2016 geprüft, weil das Gericht bei ihm eine längere Mindesthaftdauer festgelegt hat.
14.08.2013 Ta