Chemnitz/Dresden (dpa). Die Gewaltexzesse vor Flüchtlingsheimen in Sachsen reißen nicht ab. Auch in der vergangenen Nacht kam es in Chemnitz und Dresden zu Zwischenfällen. In einer neuen Unterkunft für Asylsuchende in Chemnitz griffen Rechtsextreme Sympathisanten der Flüchtlinge an und verletzten zwei von ihnen, gab die Polizeidirektion Chemnitz bekannt. Am frühen Morgen wurde das Gebäude einer Kirchengemeinde attackiert, die Flüchtlinge aufgenommen hat. Die Täter warfen mehrere Scheiben ein, ein Frau im Inneren des Hauses erlitt dabei Verletzungen. Die Polizei nahm einen 34 Jahre alten Mann in Gewahrsam.
Nach Angaben der Chemnitzer Polizei fanden sich von gestern Nachmittag bis in die Nachtstunden etwa 150 Menschen in der Nähe der Notunterkunft ein, fremdenfeindliche Demonstranten genauso wie Unterstützer der Flüchtlinge. Bereits am Nachmittag sei die Zufahrt zum Gebäude mit einem Auto blockiert worden. Der Fahrer erhielt einen Platzverweis und eine Anzeige. Nachdem sich eineinhalb Stunden nach Mitternacht die Menge weitgehend aufgelöst hatte, griffen 30 Rechte die fünf noch verbliebenen Asylunterstützer an. Einer der beiden Verletzten kam zur Untersuchung ins Krankenhaus.
Flaschenwürfe und Pyrotechnik gegen Beamte
Parallel zu den Ausschreitungen in Chemnitz eskalierte die Situation in den Dresdner Stadtteilen Prohlis und Südvorstadt. In Prohlis sollen Flüchtlinge demnächst in einer Schule unterkommen. Dagegen laufen Rechte und Anwohner seit Tagen Sturm. Gestern Abend störten zunächst etwa 30 bis 40 Personen ein Willkommensfest, das Helfer für Flüchtlinge organisiert hatten, weil deren Ankunft ursprünglich schon gestern erwartet wurde.
Am Abend wurden dann laut Polizei Beamte und Einsatzfahrzeuge mit Flaschen beworfen. Die Randalierer zündeten zudem Pyrotechnik. Die Polizei nahm vier Tatverdächtige vorläufig fest. Gegen drei von ihnen wird wegen Landfriedensbruchs ermittelt, gegen einen wegen Körperverletzung. Die Polizei war mit Wasserwerfern präsent, setzte sie aber nach eigenen Angaben nicht ein. Bei 52 Personen wurden die Personalien festgestellt. Hinweise auf Verletzte hatten die Ermittler bis heute Mittag nicht. Bei derartigen Gemengelagen sei es aber denkbar, dass Anzeigen auch später noch erfolgten, hieß es.
Mit Böllern auf Zelte gezielt
In der Dresdner Südvorstadt, wo Flüchtlinge in Großzelten untergebracht sind, warf nach einem Fußballspiel ein Mob von etwa 20 Personen Pyrotechnik auf die Unterkünfte. Eine Gruppe von offenkundigen Hooligans konnte die Polizei vor den Zelten noch aufhalten. Aus dieser Menge heraus wurden Beamte in einem zivilen Einsatzfahrzeug attackiert. Die Männer traten gegen das Auto und schlugen eine Scheibe ein, die Polizisten blieben unverletzt.
10.10.2015 Ta