Ob es um die Persönlichkeitsentfaltung, ein Gewinner-Mindset oder die Work-Life-Balance geht – in den sozialen Medien bieten zahlreiche Coaches ihre Hilfe an. Unseriöse Angebote versprechen schnellen Erfolg im Privat- und Berufsleben. In Wirklichkeit erhalten die Hilfesuchenden jedoch oft nur leere Versprechungen, vorab aufgezeichnete Inhalte oder teure Coaching-Pakete.
Julia Zeller, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern, klärt auf und warnt vor Bauernfängern in der Coaching-Branche:
Frau Zeller, warum boomt die Coaching-Szene aktuell so stark? Gefühlt bietet auf Instagram oder TikTok jeder ein Coaching an.
Julia Zeller: Online-Coachings klingen oft vielversprechend und sprechen Wünsche und Sehnsüchte an, die zahlreiche Menschen teilen. Viele wünschen sich etwa eine bessere Work-Life-Balance, neue Ziele zu erreichen und insgesamt mehr Zufriedenheit. Ein positives «Mindset» soll dabei helfen, das eigene Potenzial zu erkennen und in allen Lebensbereichen erfolgreicher zu werden. Das Angebot auf Social Media ist groß und vielfältig. Es gibt Einzel- oder Gruppen-Coachings. Sie finden per Video, Chat oder über Lernplattformen statt. Leider gibt es hier aber auch unseriöse Anbieter.
Bei welchen Angeboten sollten Verbraucher vorsichtig sein?
Julia Zeller: Wenn zum Beispiel Zeitdruck ausgeübt wird, sollte man sehr vorsichtig sein. Bei unseriösen Coachings wird häufig erwähnt, dass man sich sofort entscheiden muss, da etwa ein Preisnachlass für das Angebot nur jetzt und heute gilt. Oft wird auch emotionaler Druck aufgebaut, etwa mit Sätzen wie «Jetzt pack´s doch endlich an, es muss sich doch etwas ändern». Ein Warnzeichen sind auch umfassende Versprechen von Glück und Erfolg in allen Lebensbereichen. Niemand kann Experte für alles sein. Wenn der Fokus nur auf dem Coach und seiner Lebensgeschichte liegt und nicht auf der Person, die gecoacht werden soll, sollte man das Angebot ebenfalls meiden.
Was raten Sie Menschen, die in einem Coaching-Vertrag stecken und sich von diesem lösen möchten?
Julia Zeller: In Betracht kommt das 14-tägige Widerrufsrecht. Das haben Verbraucher normalerweise bei online abgeschlossenen Verträgen. Unseriöse Anbieter versuchen das jedoch zu umgehen, indem sie Interessierten nahe legen, das Coaching als Unternehmer abzuschließen. Wer kein Unternehmer ist oder sich noch in der Findungsphase befindet, sollte sicherstellen, dass er den Vertrag als Privatperson abschließt, um sich das Widerrufsrecht zu sichern. Außerdem sollte man die Kündigungsmöglichkeiten genau prüfen. Es kann auch sein, dass ein Vertrag unwirksam ist, zum Beispiel wegen Wuchers. Das muss im Einzelfall genau geprüft werden. Manche Online-Kurse benötigen eine Zulassung nach dem Fernunterrichtsschutzgesetz. Ohne diese ist der Vertrag ebenfalls ungültig. Wir in der Verbraucherzentrale unterstützen gern bei der rechtlichen Einschätzung eines Vertrags.
Wie können Verbraucher ein seriöses Coaching-Angebot erkennen?
Julia Zeller: Der Coach muss eine entsprechende Qualifikation sowie eine Zertifizierung und eine solide Ausbildung haben. Und er sollte wirklich Experte für das Thema sein, für das er ein Coaching anbietet. Außerdem sollten die Ziele, Methoden und Kosten im ersten, kostenlosen Vorgespräch klar besprochen werden. Diese Punkte müssen unbedingt verständlich sein, sonst sollte man vorsichtig sein. Ideal ist, wenn es einen schriftlichen Vertrag mit klaren Regeln gibt, wie zum Beispiel zu den Kündigungsmöglichkeiten. Ein seriöser Coach gibt Interessierten genügend Zeit, den Vertrag in Ruhe zu lesen und zu prüfen, bevor er unterschrieben wird.
(Quelle: VZ Bayern)
Fotos:
Illustration: Gerd Altmann / Pixabay
Porträt: Marcus Schlaf, Verbraucherzentrale Bayern
28.01.25 wel