Rastatt/Itzstedt (dpa). Eine Woche nach ihrem Verschwinden hat die Polizei eine 15-Jährige aus Schleswig-Holstein in Baden-Württemberg aus dem Wohnwagen eines 63-Jährigen geholt. Das Mädchen aus Itzstedt soll nach ersten Erkenntnissen freiwillig mit dem Mann durchgebrannt sein und sexuelle Dienste im Internet angeboten haben. «Gegen den 63-Jährigen ist inzwischen Haftbefehl wegen des Verdachts der Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger erlassen worden», sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Baden-Baden.
Die 15-Jährige machte sich am Montag vergangener Woche von Itzstedt vermeintlich auf den Weg zur Schule ins benachbarte Nahe, kam dort aber nicht an, wie die Mutter bei Facebook schrieb. Die Polizei sah zunächst keinen Grund für eine öffentliche Suche. «Mit aller Wahrscheinlichkeit ist sie mit einem Nachbarn weggefahren, wahrscheinlich irgendwo auf einem Campingplatz, vielleicht auch in Richtung Hamburg», hatten Medien aus dem inzwischen nicht mehr aufrufbaren Facebookaufruf zitiert. Weit mehr als 100.000 mal wurde die Seite angeklickt.
Familie gewann die Sex-Auktion
Der «Bild»-Zeitung sagte die Mutter, ein Anrufer habe sie auf eine Sexplattform hingewiesen, auf der sie dann drei Fotos ihrer Tochter gefunden habe – «im BH, im Minikleid und oben ohne!» In einem Text habe sich ihre Tochter als 19-Jährige ausgegeben und sexuelle Dienste in einer Auktion meistbietend angeboten. Staatsanwalt Michael Klose sagte der Deutschen Presse-Agentur, «nach den bisherigen Erkenntnissen hat sich das Mädchen gegen Bezahlung mit Männern eingelassen, möglicherweise auch in Hamburg».
Die Mutter, eine Altenpflegerin, informierte die Polizei, suchte mit dem Bruder und dem Schwager aber auch auf eigene Faust. Zum Schein boten sie bei der Auktion mit und erhielten für 180 Euro den Zuschlag. Das Treffen sei für Sonntag 14 Uhr in Rastatt (Baden-Württemberg) vereinbart worden, berichtete «Bild». Als die Männer auf dem Campingplatz den Mercedes und den Wohnwagen entdeckten, riefen sie die Polizei.
Mädchen wurde nicht entführt
Klose bestätigte den Trick der Angehörigen, um die Minderjährige zu finden. Das Mädchen sei offensichtlich nicht entführt oder gefangengehalten worden, sondern es sei freiwillig bei dem 63-Jährigen gewesen. «Es handelte sich nicht um eine Befreiungsaktion.» Die Polizisten hätten das Mädchen «wohlbehalten» in dem Wohnwagen entdeckt. Es sei in die Obhut der Behörden gekommen.
Neben dem Verdacht der Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger könnte laut Klose auch der Straftatbestand des Entziehens Minderjähriger vorliegen. «Dafür müssten aber die Erziehungsberechtigten Strafantrag stellen, dieser liegt bisher nicht vor.» Der Prozess gegen den 63-Jährigen werde voraussichtlich in Baden-Baden stattfinden.
16.09.2014 Ta